Frage an Anne Franke von Herbert M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Franke,
die Studie Bildungs(miss)erfolge von Jungen (http://www.bmbf.de/pub/Bildungsmisserfolg.pdf) von Januar 2008 belegt eindrucksvoll die stetig wachsende Benachteiligung von Jungen in öffentlichen Schulen.
Selbst der BLLV hat im Sommer mit einer Petition auf die aktuelle Bildungsschieflage hingewiesen, "Aus dem katholischen Mädchen vom Lande ist längst der Junge aus der Stadt geworden, noch erschwerdend mit Migrationshintergrund".
Da ich einen demnächst schulpflichtigen Sohn habe, würde mich interessieren, ob Sie (und Ihre Partei) ein Bewußtsein für dieses Problem haben und wie Sie gedenken damit umzugehen?
Herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Meier
Sehr geehrter Herr Meier,
ich darf Sie als erstes auf meine Antworten zu den Fragen von Frau Strauss zur Studie Bildungs(miss)erfolge von Jungen verweisen (unter der Rubrik "Gleichstellung"). Heute erzählte mir eine Frau von ihrer umgedrehten Erfahrung, nämlich das Mädchen in der Schule benachteiligt wurden. Ich selbst kann mich noch gut an mehrere Studien vor etwa 20 bis 15 Jahren erinnern, in denen nachgewiesen wurde, dass Mädchen in den naturwissenschaftlichen Fächern keine Chance hatten, sich zu entfalten, weil die Jungs immer die besseren waren. Damals wurde sogar überlegt, die Koedukation wieder teilweise rückgängig zu machen. Ich will damit ihr Problem nicht verniedlichen, nur auch die andere Seite beleuchten.
Ich sage: Wir brauchen gleiche Chancen für alle Kinder von Anfang an. Deshalb das Recht auf Kinderbetreuung vom 2. Lebensjahr an, d.h. genügend Krippen und Kindergärten müssen zur Verfügung stehen. Und ich meine, diese sollten kostenlos sein, damit jede, auch die ärmste Familie es sich leisten kann, die Kinder in eine Krippe oder Kindergarten zu bringen. Dann hätten wir auch nicht mehr die Situation, dass Kinder in der ersten Klasse erst Deutsch lernen müssen, womit der Weg zum Versager schon gestartet ist. Mehr Geld in Bildung statt in die wesentlich teuere Resozialisation oder Lohnersatzleistungen wie Harz 4. Wir haben 10% Schulabbrecher. Diese sind von vornherein als Looser abgestempelt und immer die ersten, die arbeitslos werden. 38 % der Kinder haben Angst vor Versagen in der Schule! Dabei ist Angst vor Versagen eigentlich eine Managerkrankheit, keine Kinderkrankheit. Die Pisaberichte haben immer wieder bemängelt, dass in Bayern die Bildungschancen direkt vom Geldbeutel der Eltern abhängen.
Die CSU verspricht seit Jahrzehnten Besserung dieses maroden Schulsystems. Es hat sich nichts verbessert. Im Gegenteil. In immer kürzerer Zeit werden Schüler gezwungen eine immense Stofffülle zu pauken. Das G( würde überstürzt eingeführt ohne die Lehrpläne vorher entrümpelt zu haben.
Zur Zeit haben wir eklatanten Lehrermangel. Eine Folge der Sparpolitik der CSU. In den 90er Jahren wurden nicht mal 1er Absolventen in den Staatsdienst übernommen. Jetzt werden deshalb Pensionäre, Förster und Ingenieure eingestellt, die keinerlei pädagogische Vorbildung haben.
Auch mit dem jetzigen Wahlversprechen: 3500 Lehrer neu einzustellen lügt die CSU. Dies sind fast nur Zeitverträge. Die Planstellen nahmen seit 2004 sogar um 324 ab. Das sind die Zustände im bayerischen Bildungssystem, die alle Eltern auf die Palme bringen müssten. So ist gute Pädagogik nicht möglich. Und offensichtlich von der CSU auch nicht gewollt.
Viele Grüße
Anne Franke