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Anne Franke
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Frage von Patrick S. •

Frage an Anne Franke von Patrick S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Liebe Frau Franke,

mich hätte ihre Meinung zur Insustriellen Tierhaltun interessiert!
Wieviel Zukunft geben Sie diesem Wirtschaftszweig und was würden Sie bei Gelegenheit an diesem Thema ändern?

mfg

P.Spychala

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Spychala,

mit Ihrer Frage sprechen Sie eine dramatische Entwicklung in der Landwirtschaft an. Häufig wird schon von Tierproduktion statt von Tierhaltung gesprochen.
In der Massentierhaltung müssen meist Unmengen von Antibiotika und anderen Pharmaka eingesetzt werden, weil die Tiere häufig zu eng und nicht artgerecht gehalten werden. 1700 to Antibiotika wurden 2012 in der Tiermast in Deutschland eingesetzt. 70% der Eiweißfuttermittel kommen aus Übersee, sind zumeist gentechnisch verändert und hinterlassen durch massiven Einsatz von Spritzmitteln und Abholzung des Regenwalds enorme Umwelt- und Gesundheitsschäden.
Die Überproduktion von Fleisch in Europa führt zum Export hochsubventionierter Fleischprodukte in die Länder Afrikas und greift dort ruinös in die einheimischen Märkte ein.

Wir werden den Umbau in der Agrarwirtschaft mit geeigneten Maßnahmen begleiten.
Dazu gehören unter anderem
• die Ausweitung der Forschungsanstrengungen zu tiergerechten Alternativen,
• die Unterstützung von Investitionen in artgerechte Haltungssysteme,
• die Entwicklung einer Tierhaltungskennzeichnung für alle tierischen Produkte sowie
• Informationskampagnen für die KonsumentInnen.
Ich bin überzeugt, dass am Ende der Systemwechsel hin zu einer artgerechteren Tierhaltung ein Wettbewerbsvorteil für die deutschen Bäuerinnen und Bauern sein wird. Wir wollen die Privilegierung für Intensivtierhaltung im Baurecht beenden. Zudem wollen wir Gemeinden mit besonders hohen Tierbesätzen die Möglichkeit geben, den weiteren Zubau von Ställen unabhängig von der Größe zu unterbinden. Wir wollen den Missbrauch von Antibiotika unterbinden. Antibiotika sind das Schmiermittel der Intensivtierhaltung, deshalb müssen die tierärztlichen Leitlinien zur Antibiotikagabe gesetzlich geregelt werden.

Wir wollen eine umfassende Tierhaltungskennzeichnung für alle Lebensmittel einführen, damit sich die VerbraucherInnen für Produkte aus artgerechter Haltung entscheiden können. DIE INDUSTRIELLE MASSENTIERHALTUNG SCHADET UNS ALLEN.

Die Intensivierung der Landwirtschaft ist mitverantwortlich für die globalen Probleme, die wir heute bewältigen müssen. Sie trägt zum Klimawandel, zur Ausbreitung multiresistenter Keime, zur Vertreibung von Kleinbauern von ihrem Land (moderner Kolonialismus), zum Hunger, zur Wasserverschmutzung, zum Artensterben, etc. bei.
Wir wollen:
das Tierschutzgesetz ändern, um eine artgerechte Tierhaltung in der Landwirtschaft zu verankern. Die Haltung von Tieren in der Landwirtschaft muss sich an den arteigenen, natürlichen Bedürfnissen der jeweiligen Tierart und dem Tierwohl orientieren. Qualzuchten, das Beschneiden (Kupieren) von Schwänzen, Schnäbeln und anderen Körperteilen und den Schenkelbrand bei Pferden wollen wir verbieten. Tiertransporte im Inland wollen wir auf maximal vier Stunden begrenzen. Um die Schlachtbedingungen an den Schlachthöfen zu verbessern, wollen wir die tierschutzrelevanten Arbeitsschritte wie das Betäuben und Töten aus der Akkordarbeit herausnehmen. die Subventionierung von Stallbauten zur Produktionssteigerung beenden. Stallbauten dürfen nur dann staatliche Förderung erhalten, wenn besondere Auflagen beim Tierschutz eingehalten werden.

Schon Einstein wusste, dass man Probleme nicht mit derselben Denkweise lösen kann, mit der man sie verursacht hat. Wir müssen darum neue Wege für die Landwirtschaft gehen, damit die Landwirtschaft vom Teil des Problems zum Teil der Lösung wird.

Mit besten Grüßen
Anne Franke