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Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Dr.-Ing. Gert G. •

Wie stellen Sie sich eine gesicherte Energieversorgung nach dem Ausstieg aus der nuklearen und fossilen Energieversorgung vor?

Sehr geehrte Frau Baerbock, die sichere Versorgung mit Energie rund um die Uhr ist für Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar. Nach dem Ausstieg aus fossiler und nuklearer Energieerzeugung tritt besonders in den Nachtstunden ein Fehlbedarf ein. Laut Internetportal smard.de waren z.B. am 03.08.2021; 4 Uhr bei einem Bedarf von 36,8 GWh durch fossile und nukleare Energie ca. 25 GWh abgedeckt. Wie soll nach 2030 der Energiebedarf gedeckt werden? Sollen dann in den Nachtstunden die Lichter ausgehen und die Züge stehen bleiben? Speicher dieser Größenordnung sind nicht verfügbar und die Wasserstofftechnik ist bis 2030 noch nicht so weit, denn es wird derzeit noch umfangreich geforscht. Selbst 2038 ist den Ausstieg aus der Kohleverstromung ein ambitioniertes Ziel. In meinen Augen ist ein Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 eine Illusion.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr D. G.

vielen Dank für Ihre Nachricht.
Wir als Grüne wollen unsere Stromversorgung komplett auf 100% erneuerbare Energien umstellen. Es ist notwendig, um die Klimaziele zu erreichen und unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig für die Zukunft zu machen. Bereits heute ist klar, dass die Erneuerbaren unseren Strom günstig, zuverlässig und klimafreundlich liefern können.
Dafür wollen wir zuallererst den Ausbau der Erneuerbaren vervielfachen. Außerdem brauchen wir ein neues, intelligentes Strommarktdesign. Es muss die Weichen auf Vorfahrt für die erneuerbaren Energien und eine sichere Energieversorgung stellen. Dazu gehören eine flexiblere Steuerung des Stromverbrauchs sowie der zügige Ausbau von Netzen und Speichern. Doch die Große Koalition steht auf der Bremse. Die längst überfällige Reform des Strommarktes hat sie nicht einmal in Angriff genommen.
Für uns Grüne steht fest, dass der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern nur in Zusammenspiel mit einer konsequent umgesetzten Energie-, Verkehrs- und Wärmewende funktionieren kann. Dies bedeutet, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem die Windenergie und Photovoltaik, vorangebracht werden müssen. Wir streben bei einem klimaneutralen Energiemix keinen rein elektrischen Ansatz an, sondern setzen weiterhin auf einen Mix aus Erneuerbaren Energien, Wasserkraft, Biomasse, Geothermie, synthetische Kraftstoffe und grüne Gase. Es kommt hierbei jedoch auf den Anwendungsbereich an. Wo Elektrifiziert werden kann, hat dies vor Energieträgern mit höheren Umwandlungsverlusten Vorrang. Zusätzlich benötigen wir einen Ausbau der Stromnetze sowie den Aufbau von Speichern. Um den von Ihnen befürchteten Black Out zu verhindern, gibt es umfangreiche gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen, die ein Vorhalten von immer verfügbaren ausreichenden Ersatzkraftwerkskapazitäten vorsehen. Das unterstützen wir.
Wichtig ist außerdem, die Versorgung europäisch zu betrachten. Strom hat keine Nationalität und macht auch nicht vor Grenzen halt. Ein europäischer Netzverbund bietet die Möglichkeit Schwankungen großräumig auszugleichen mit Kapazitäten, die die Möglichkeiten eines einzelnen Landes bei Weitem übersteigen. Das Netz ist ein verhältnismäßig günstiger Speicher.

Mit diesen Ansätzen wollen wir Grüne die Energiewende voranbringen und den Strommarkt auf die erneuerbaren Energien ausrichten.

Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/publikationen/reader/Reader-18-57-Auf_in_die_Gruene_Stromwelt.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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