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Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von T W. •

Wie stehen Sie zu Kernfusion als potentielle Stromquelle? Kann die Forschung auch auf Unterstützung von Ihnen als mögliche Kanzlerin zählen?

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Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir Grüne lehnen die Kernfusion als zukünftige Energiequelle ab. Die immensen Zeitverzögerungen und Kostensteigerungen beim internationalen ITER-Projekt machen deutlich, dass Kernfusion für die notwendige Energieversorgung der Zukunft viel zu spät kommen wird, wenn überhaupt jemals. Die sogenannte „Fusionskonstante“ sieht den Beginn der Energieproduktion immer in ca. 30-35 Jahren. Bis dahin müssen wir Klimaneutralität längst erreicht haben, an plötzlich zur Verfügung stehenden immensen Mengen teurer Energie wird am Energiesystem der Zukunft (100% EE, die bis dahin unschlagbar billig sein werden) kein Bedarf mehr bestehen.

Kernfusion produziert ebenfalls radioaktiven Abfall, der über Tausende Jahre möglichst sicher endgelagert werden muss. Sie bedeutet einen Wiedereinstieg in atomare Großtechnologien, erzeugt erneut gesellschaftliche Abhängigkeit von oligopolen Versorgungsstrukturen und bietet das Risiko der Proliferation. Für Länder, die ihre Energieversorgung noch aufbauen, wird die nur in riesigen Zentralanlagen entstehende Energie der Kernfusion finanziell unerschwinglich sein.

Die Zukunft ist erneuerbar. Deshalb müssen Forschungsgelder, die derzeit im Milliardengrab Kernfusion versenkt werden und keinen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten, umgewidmet werden in die Forschung zu den drei E: Erneuerbare, Einsparung, Effizienz. Dort können sie einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten.

Zum Weiterlesen kann ich folgenden Artikel empfehlen, der die Aussichtslosigkeit des ITER-Projekts deutlich macht:
https://taz.de/Energie-durch-Kernfusion/!5707537&s=Kotting+Uhl/

Zusätzlich ein von der grünen Bundestagsfraktion in Auftrag gegebenes wissenschaftliches Gutachten zu diesem Thema:
https://www.gruene-bundestag.de/themen/atomausstieg/verzoegerungen-kostensteigerungen-zielverfehlung

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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