Was halten Sie von der Geldschöpfung privater Banken bei Kreditvergabe und wäre es nicht besser ein Vollgeldsystem zu etablieren, um die Geldschöpfung wieder in öffentliche Hand zu überführen?
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Giralgeldschöpfung ist heute ein essentieller Teil des Wirtschafts- und Finanzsystems. Einige Groß- und Landesbanken hatten diese Privileg bis zur Finanzkrise stark ausgereizt und teilweise ihre Bilanzen enorm wachsen lassen. Die Eigenkapitalquoten fielen teilweise unter 2%. Diese weitgehend unregulierte Geldschöpfung durch private Banken und die fatalen Folgen für die Finanzstabilität haben schon damals Debatten um ein sogenanntes Vollgeldsystem und den Entzug der Möglichkeit der Geldschöpfung durch private Banken ausgelöst. In der Praxis stellen sich aber viele Fragen, die eine solche Systemumstellung mit sich bringen würden. Die Bundesbank sieht beispielsweise die Gefahr "wichtige volkswirtschaftliche Funktionen des Bankensystems in Mitleidenschaft zu ziehen, die für eine stabile realwirtschaftliche Entwicklung notwendig sind". Wir denken, dass stattdessen eine Reform der Finanzmarktregulierung die erhofften Vorteile bringen kann ohne das System als Ganzes umzustellen. Insbesondere eine hohe ungewichtete Eigenkapitalquote, wie von uns vorgeschlagen, würde auch die Geldschöpfungsmöglichkeit der Banken beschränken. Durch ein echtes Trennbanksystem könnte man verhindern, dass Geschäftsbanken ihre Möglichkeit zur Geldschöpfung für Spekulationsgeschäfte missbrauchen.
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock