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Annalena Baerbock
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Frage von Torsten L. •

Warum findet sich die Maßnahme "verpflichtende Einführung einer Gemeinwohl-/Nachhaltigkeitsbilanz" nicht im Wahlprogramm?

Die Hauptursache der Klimakrise ist die Form des Wirtschaftens. Die ökologische Transformation der Wirtschaft sollte daher das oberste Ziel sein. Diese kann durch die Erhöhung der Transparenz des Wirtschaftens, die z.B. durch die verpflichtende Einführung einer alternativen Bilanz (z.B. Gemeinwohl-/Nachhaltigkeitsbilanz) neben der Finanzbilanz erreicht wird. Stattdessen wird im Wahlprogramm auf den digitalen Produktpass verwiesen, der in der Umweltpolitischen Digitalagenda vom BMU ja bereits verankert ist.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr L.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir wollen die Erfolgsmessung auch auf Unternehmensebene modernisieren und die Bilanzierungsregeln um soziale und ökologische Werte, wie beispielsweise Treibhausgasemissionen erweitern und setzen uns auch bei internationalen Vorschriften dafür ein. Dieses Ziel findet sich auch in unserem Wahlprogramm. So erreichen wir einheitlichere Regelungen für die Messung von nachhaltigem unternehmerischem Erfolg und setzen Anreize im Wettbewerb um mehr Nachhaltigkeit. Dabei setzen wir auf den Dialog mit Unternehmen, die bereits solche progressiven Berichterstattungssysteme implementieren, weil sie deren Vorteile erkannt haben. Denn eine um Nachhaltigkeitskriterien erweiterte Berichterstattung hilft den Unternehmen, Klimarisiken bei Investitionen zutreffender einzuschätzen sowie wirtschaftliche Chancen frühzeitig zu erkennen.

Auch die volkswirtschaftliche Berichterstattung wollen wir modernisieren, denn auch der gesellschaftlicher Wohlstand kann nicht nur am Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) gemessen werden. Die Konzentration auf die Wirtschaftsleistung vernachlässigt zu viele Aspekte. Wir wollen deshalb in Zukunft zusammen mit dem Jahreswirtschaftsbericht einen Jahreswohlstandsbericht vorlegen, im Kabinett beschließen und dem Bundestag zuleiten, der die ökonomische, ökologische, soziale und gesellschaftliche Dimension des Wohlstands mit aussagefähigen Kernindikatoren beschreibt und wichtige Ergebnisse, insbesondere der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, des Armuts- und Reichtumsberichts und der Erhebungen „Gut leben in Deutschland“ integriert. Schon jetzt erarbeitet die grüne Bundestagsfraktion im 2-Jahres-Rhythmus einen Jahreswohlstandsbericht, der z.B. den Beitrag des Naturschutzes, einer gerechten Einkommensverteilung oder auch guter Bildung zum Wohlstand unserer Gesellschaft erfasst. Der aktuelle 4. Jahreswohlstandsbericht legt dabei den Fokus auf die Quellen unseres Wohlstands im Lichte der Pandemie.

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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