Portrait von Annalena Baerbock
Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen
0 %
/ 587 Fragen beantwortet
Frage von Eva-Catrin R. •

Sehr geehrte Frau Baerbock, Wie haben Sie vor sicherzustellen, dass es Gründer:innen in Deutschland leichter haben, für wirtschaftlichen Fortschritt, Innovation und Chancengerechtigkeit?

Sehr geehrte Frau Baerbock, während hierzulande eine sehr kleine sehr elitäre Gruppe sich mit äußerst fragwürdigen Geschäftsmodellen, die dem Fortschritt in der Welt offensichtlich häufig nicht nützen, die auch keine nachhaltigen Arbeitsplätze schaffen, und von denen 9 von 10 Unternehmen auch noch scheitern und die möglichweise dadurch auch Geld von Aktionären zukünftig verbrennen könnten (siehe Wirecard) Gelder bekommt (siehe Zukunftsfonds), werden sehr viele kleine Unternehmen durch eine absurde Zinspolitik (9% und 10,75%) im Prinzip von Banken am Wachstum und einer positiven Weiterentwicklung gehindert und KFW Finanzierungen werden nicht ausgegeben, obwohl sie vorhanden sind. Bewertunsgmodelle von Banken sind nicht transparent. Was wollen Sie dafür tun, dass sich diese Innovation und Wachstum verhindernde Finanzierungsblokade zwischen KFW und den Banken löst, und kleine Unternehmen gleichberechtigt sinnvolle und gute Arbeitsplätze schaffen können? Beste Grüße Eva-Catrin Reinhardt

Portrait von Annalena Baerbock
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau R.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir stimmen Ihnen zu, Start-ups spielen eine wichtige Rolle, um bahnbrechende Technologien in neue Geschäftsmodelle, Märkte, Dienstleistungen und Produkte umzuwandeln. Fördermöglichkeiten und Netzwerke für junge Unternehmen können den Unterschied zwischen einer guten Idee auf dem Flipchart und einem weltweit erfolgreichen Unternehmen ausmachen. Bei den Finanzierungsbedingungen für Gründungen und Startups gibt es allerdings noch viel zu tun! Die großen Finanzgeber kommen aktuell häufig aus dem nicht-europäischen Ausland. Damit laufen wir Gefahr, gute Ideen, geistiges Eigentum und auch spätere Steuereinnahmen zu verlieren. Mit einem staatlichen Wagniskapitalfonds wollen wir unseren Gründer*innen dauerhaft eine Heimat geben. Wir fordern einen Zukunftsfonds für nachhaltige Moonshot-Projekte, der über die KfW Capital Later-Stage Wachstum finanziert. Anfänglich mit 10 Milliarden Euro ausgestattet, soll er mittelfristig durch privates Kapital auf ein Vielfaches anwachsen. Es geht dabei insbesondere auch um Bereiche wie Greentech, Künstliche Intelligenz, nachhaltige Mobilität oder Life Science, deren hochkomplexe Geschäftsmodelle keine einfache Finanzierung am Markt bekommen.

Um in der internationalen Größenordnung mithalten zu können, ist es entscheidend, dass mehr privates Kapital für weitere Finanzierungen mobilisiert wird. Deutsche Versicherer und Banken zögern allerdings, auch nur in kleinen Teil ihres verwalteten Anlagevermögens in Wagniskapital zu investieren. Hier müssen wir durch Rahmenbedingungen und Anreize solchen institutionellen Anleger die Möglichkeit geben, einen gewissen Anteil davon in Risikokapitalfonds zu investieren. Auch der Wagniskapitalmarkt der EU ist derzeit noch in viele kleine nationale Märkte zersplittert. So können keine großen Wagniskapitalfonds entstehen, die dann auch größere Wachstumsfinanzierungen stemmen können. Hier ist ein wichtiger Baustein die nationalen Förderinstrumente zu koordinieren und abzustimmen. Wir wollen insbesondere europäische Wagniskapitalfonds aufbauen, die schwerpunktmäßig Innovationen in strategischen Bereichen finanzieren, bspw. Ressourceneffizienz, IT-Sicherheit oder Verwaltungsmodernisierung (Govtech). Dazu wollen wir auch bestehende Finanzierungsformen auf europäischer Ebene wie den Europäischen Investitionsfonds (EIF) stärken und mit deutschen und europäischen Initiativen wie dem Green Deal verzahnen.

Daneben wollen wir den Ausbau von Förderprogrammen für Hightech-Start-ups, Gründungszentren und Entrepreneurship-Ausbildungen vorantreiben. Gute Ideen dürfen aber auch nicht an zu viel Bürokratie scheitern. In den ersten zwei Jahren befreien wir junge Unternehmen weitgehend von Melde- und Berichtspflichten und bieten Information, Beratung und Anmeldung aus einer Hand an (One-Stop-Shop). Bei der öffentlichen Vergabe beziehen wir Start-ups besser ein und vereinfachen dafür Vergabeverfahren und Regeln zur Eignungsprüfung.

Informationen zum Thema Finanzen/-markt finden Sie unter anderem hier: https://www.gruene.de/themen/steuern und https://www.gruene.de/themen/finanzmarkt

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Annalena Baerbock
Annalena Baerbock
Bündnis 90/Die Grünen