Sehr geehrte Frau Baerbock, was werden Sie für chronisch kranke Menschen, insbesondere Endometriose-Betroffene tun, um soziale und rechtliche Gerechtigkeit zu erreichen?
Hier die Forderungen der Endometriose-Vereinigung: https://www.endometriose-vereinigung.de/files/endometriose/ueber%20uns/Endo%20Politisch/Forderungskatalog%20zur%20BTW%202021.pdf
Als 24-Jährige Betroffene, die tagtäglich mit Schwierigkeiten im Zusammenhang mit ihrer Krankheit konfrontiert ist, wünsche und fordere ich politische Unterstützung. Gerne bin ich auch zu einem persönlichen Gespräch bereit!
Sehr geehrte Frau Tulodetzki,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Unsere Fraktion setzt sich sehr für Verbesserungen bei der Frauengesundheit ein. Wir haben daher das Positionspapier der Endometriose-Vereinigung mit Interesse zur Kenntnis genommen und an die Fachkolleg*innen weitergeleitet. Insbesondere die Vorschläge zur vereinfachten Krankschreibung per Telefon und die bessere Forschung zu Therapie und Diagnostik werden sie sich genau ansehen.
Unser heutiges Gesundheitswesen funktioniert bislang überwiegend nach folgendem Schema: Definierte Krankheiten werden zunächst diagnostiziert, dann behandelt und schließlich bestenfalls geheilt. Entsprechend ist unser Gesundheitssystem gekennzeichnet durch eine zunehmende Spezialisierung und Subspezialisierung, eine Dominanz ärztlicher Berufe sowie ein stark auf Einzelleistungen und Diagnosen abstellendes Vergütungssystem. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen befördert ein solches krankheitsorientiertes System insbesondere Doppeluntersuchungen, Fragmentierung und Abstimmungsprobleme in der Versorgung, eine Vielzahl gleichzeitig verordneter Arzneimittel, überdurchschnittlich viele Arztkontakte bei einer unterdurchschnittlichen Kontaktzeit und eine eher passive Rolle der Patientinnen und Patienten.
Notwendig ist ein Aufbruch für ein Gesundheitswesen mit einem starken öffentlichen Gesundheitsdienst als aktiver Koordination, das ein umfassendes Verständnis von Gesundheit und Krankheit beinhaltet, Patientinnen und Patientinnen eine aktivere Rolle ermöglicht, die teamorientierte und gleichberechtigte Zusammenarbeit unterschiedlicher Gesundheitsberufen - in bestmöglicher Ausprägung ihrer jeweiligen Professionalität und Verantwortung – stärkt und auf eine patientenorientierte und koordinierte Behandlung setzt.
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock