Sehr geehrte Frau Baerbock, warum wird seitens Ihrer Partei das Thema sexueller Missbrauch in der kath. Kirche so gut wie nie öffentlich kritisiert? Mit freundlichen Grüßen, Kay Flohr
Sehr geehrter Herr F.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Sexueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt gegen Kinder sind ein großes, gesamtgesellschaftliches Problem. Sexuelle Gewalterfahrungen bewirken bei Kindern fast immer tiefsitzende Traumatisierungen mit schwersten Folgen für den Rest des Lebens. Er geschieht überwiegend im familiären oder sozialen Nahbereich. In den letzten Jahren wurde jedoch sehr deutlich, dass sich sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen auch erschreckend häufig in Institutionen mit quasi in sich geschlossenen Strukturen, wie der katholischen Kirche, ereignet.
Diese Verbrechen müssen umfassend und transparent aufgeklärt werden. Wir begrüßen, dass die katholische Kirche seit vielen Monaten eng mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs zusammenarbeitet. Zugleich haben wir in den letzten Monaten häufig darauf hingewiesen, dass die Transparenz in der Aufklärungsarbeit ebenso wie der Umgang mit den Betroffenen in der Kirche unbedingt verbessert werden muss. Nur wenn die Verantwortlichen glaubhaft machen, dass ihnen die Aufklärung ein zutiefst inneres Anliegen ist und die Anerkennung des Leids von Betroffenen endlich in den Mittelpunkt gestellt wird, kann Vertrauen wieder gewonnen werden.
Es braucht eine unabhängige Aufklärung wie sie von Betroffenen seit Langem gefordert wird. Dafür muss das Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs gestärkt werden. Die Stelle muss ausgebaut und aufgewertet werden. Zudem muss endlich eine umfassende, auf die Gesamtgesellschaft bezogene Dunkelfeldstudie erstellt werden, die das Ausmaß des Missbrauchs in den Institutionen der Gesellschaft offenlegt.
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock