Sehr geehrte Frau Baerbock, es gibt zu wenig Therapieplätze für psychisch erkrankte Menschen. Teilweise Wartezeiten von bis zu sechs Monaten. Wie soll das verbessert werden?
Das bisherige Problem: Viele Psychotherapeuten haben keine Kassenzulassung. Viele Therapeuten haben Kapazitäten können aber nur privat abrechnen. Dies wiederum zahlt die gesetzliche Krankenkasse nur in Ausnahmefällen. Es ist doch einer psychisch kranken Person nicht zumutbar, ewig auf Therapeutensuche zu gehen?
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Wartezeiten für eine Psychotherapie sind vielerorts unzumutbar. Zwar wird für fast alle Regionen eine "Überversorgung" mit Psychotherapeut*innen festgestellt. Doch die dafür ausschlaggebende Messung geht völlig am eigentlichen Bedarf vorbei. Durch die Corona-Pandemie nehmen seelische Erkrankungen weiter zu, somit wird es zu einem nochmals steigenden Bedarf für Psychotherapie kommen. Es ist daher dringend angezeigt, zusätzliche Kassensitze für Psychotherapeut*innen zu schaffen, insbesondere in ländlichen Regionen. Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen sollten zudem verpflichtet werden, gesetzlich Versicherten einen Behandlungsplatz in einer psychotherapeutischen Privatpraxis zu vermitteln, wenn ihre Suche bei zugelassenen Psychotherapeut*innen innerhalb von vier Wochen vergeblich war. Die gesetzliche Krankenversicherung muss über die geltenden Regelungen der Kostenerstattung hinaus verpflichtet werden, die Kosten schnell, patientengerecht und ohne bürokratische Hürden zu übernehmen. Die derzeitige Kostenerstattung überfordert insbesondere einkommensschwache Haushalte finanziell. Überall im psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssystem sollten Betroffene stärker einbezogen werden, z.B. über den Einsatz von Genesungsbegleiter*innen.
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock