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Frage von Andreas Z. •

Frage an Annalena Baerbock von Andreas Z. bezüglich Energie

Hallo. Ich habe mir eine Photovoltaik Solaranlage mit Sonnenbatterie installieren lassen. Ich dachte das ich was für die Umwelt und meinen Geldbeutel tun möchte. Meine Frage dazu: Warum gibt es die 50/70 % Einspeise Regel. Wenn ich denn Strom schon herstelle soll dieser auch genutzt werden, und nicht auf dem Dach verpuffen. MFG

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Zanker,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir können Ihren Frust verstehen. Die Abregelung von kleinen Solaranlagen wurde 2012 eingeführt, damals eindeutig mit der Absicht, die Solarenergie auszubremsen. Angesichts der vielen Feuer, die es bei der Energiewende unter einer CDU-geführten Bundesregierung über die Jahre zu löschen gab, rückte das Thema 70%-Regelung aber etwas in den Hintergrund. So folgte in den Jahren unmittelbar nach der Einführung der Kollaps der deutschen Solarindustrie, in den letzten Jahren muss die Windbranche um ihr Überleben kämpfen - alles weil in der Unionsfraktion und im Bundeswirtschaftsministerium ein harter Kern der Energiewendeskeptiker sitzt. Als Grüne stemmen wir uns wo immer möglich gegen diese Sabotage an der Zukunft und am Industriestandort Deutschland, in den letzten Jahren immer häufiger nicht nur gemeinsam mit Umweltverbänden, sondern auch mit Vertreter*innen der Wirtschaft. Denn auch in der deutschen Wirtschaft wurde inzwischen erkannt, dass der Ausbau der Erneuerbaren notwendig ist und derzeit viel zu langsam geschieht.

Da jedoch vieles liegen geblieben ist, wird man in den nächsten Jahren einige Scherben aufzukehren haben. Mit Blick auf die 70% Regel ist die Debatte auch insofern weiter, als wir in der letzten EEG Novelle sogar die 70% Regelung verteidigen mussten, weil sie durch eine verpflichtende Smart-Meternutzung für kleinste Solaranlagen ab 1kW ersetzt werden sollte. In diesem Segment fressen die Kosten der Zähler jeglichen Umsatz aus der Stromproduktion, abgesehen davon, dass eine so vollständige, komplexe Zählerinfrastruktur sicher nicht sinnvoll ist. Aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums ist das jedoch weiterhin nicht vom Tisch, recht wahrscheinlich wird der Smart-Meter für Anlagen größer als 7kW Pflicht werden, eventuell auch darunter. Da die Begründung für die Einführung der 70% Regelung ja die Überlastung der Verteilnetze war, wird man das Thema heute auch in einem größeren Kontext mit E-Mobilität, Speichern und Eigenverbrauch diskutieren müssen.

Unser Ziel muss aber sein, dass jede mögliche erneuerbare Kilowattstunde genutzt werden kann und dafür setzen wir uns auch weiterhin ein.

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

 

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