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Annalena Baerbock
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Frage von Jon B. •

Frage an Annalena Baerbock von Jon B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

In der Bio-Landwirtschaft sind organische Pestizide, die sich innerhalb von ein paar Wochen biologisch abbauen, verboten. Daher benutzen Bio-Landwirte stattdessen oft Schwermetallpestizide, die den Boden für die Ewigkeit kontaminieren.

Was hält die Grüne Partei von dieser und weiteren aus der Umweltperspektive Kontraproduktiven Regeln in der Biolandwirtschaft? Die Grünen haben offenbar vor, die Biolandwirtschaft zu fördern; haben Sie auch vor, sie auch naturwissenschaftlich anzupassen, oder soll das Bio-System an sich unverändert bleiben?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Braithwaite,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Im Ökolandbau sind chemisch-synthetische Pestizide verboten. Als Pflanzenschutzmittel werden im Ökolandbau nur Mittel auf Basis von Naturstoffen eingesetzt. Dazu zählt neben Schwefel auch Kupfer, das ebenfalls im konventionellen Anbau eingesetzt wird. Kupfer ist in geringem Umfang ein wichtiger Pflanzennährstoff, kann aber in größeren Mengen toxisch auf Mikroorganismen und Weichtiere u.a. im Boden wirken. Die meisten Kupfereinträge in Böden stammen aus Wirtschaftsdünger (aus der Tierhaltung), Klärschlamm und aus Lufteinträgen. Der größte Anteil des Kupfers als Pestizid stammt aus konventionellem Anbau. Die Verwendung von Kupfer im Ökolandbau ist auf 3 Kilogramm pro Hektar und Jahr begrenzt. Bei diesen Mengen ist eine "Kontaminierung" von Böden wie zu früheren Zeiten, wo vielfach höhere Mengen in der Landwirtschaft (v.a. im Weinbau) verwendet wurden, nicht mehr zu erwarten. Bei fast allen Ackerkulturen wird im Ökolandbau gar kein Kupfer eingesetzt.

Dennoch arbeiten die ökologisch wirtschaftenden Betriebe und die Öko-Anbauverbände intensiv und erfolgreich an Methoden, den Kupfereinsatz weiter zu reduzieren. Dazu zählen veränderte Bewirtschaftungstechniken, pilzresistente Sorten und alternative fungizide Naturstoffe. So ist es den Anbauverbänden Bioland und Naturland beispielsweise gelungen, die Kupferbehandlung in nur 5 Jahren (2010-2015) von 50 Prozent auf 5 Prozent der Kartoffelanbaufläche zu reduzieren. Bereits heute bietet der Ökolandbau im Vergleich zur konventionellen Bewirtschaftung in den meisten Fällen klare Vorteile in Bereichen wie Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Gewässerschutz, wie eine Studie des staatlichen Thünen-Institus belegt hat (vgl. https://www.boelw.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Pflanze/190121_Thuenen-Report_Zusammenfassung.pdf). Daher bietet der Ökolandbau viele Ansätze, wie die konventionelle Landwirtschaft umweltfreundlicher gestaltet werden kann, z.B. eine höhere Vielfalt an Kulturen, Förderung von Nützlingen und die Förderung des Bodenlebens.

Wir Grüne nehmen die ökologischen und gesundheitlichen Folgen von Pestiziden, egal ob bei chemisch-synthetischen Pestiziden oder Naturstoffen, sehr ernst. Wir wollen daher eine umfassende Pestizidreduktionsstrategie mit Schwerpunkt auf den konventionellen Anbau umsetzen. Dazu gehört auch eine Pestizidabgabe, welche Anreize zu pestizidarmen Bewirtschaftungsmethoden setzt. Auch ein größerer Flächenanteil für den Ökolandbau ist ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der Gesamtpestizidmenge. Unser Konzept zum Ausbau des Ökolandbaus finden Sie unter https://www.gruene-bundestag.de/files/beschluesse/beschluss-oekolandbau.pdf .

Außerdem wollen wir den biologischen und nicht chemischen Pflanzenschutz wie mechanische Beikrautbekämpfung sowie alternative Pflanzenschutzverfahren auch zugunsten des Ökolandbaus besser fördern. Die Züchtung pilzresistenter Sorten, wie sie etwa im Weinbau zunehmen Verbreitung finden, wollen wir ebenfalls stärken.

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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