Frage an Annalena Baerbock von Alexander B. bezüglich Bildung und Erziehung
Guten Tag,
wie wir aus den Medien erfahren steigt der Anteil der Coronavariante Delta immer weiter an.
Sehr viele Fachleute und Politiker sehen die Fortführung des Präsenzunterrichts im Herbst bereits sehr kritisch.
Wir möchte nun von Ihnen wissen, welche konkreten Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts Sie vorschlagen bzw. planen.
Eine Aufhebung des Präsenzunterrichts wäre unserer Meinung nach weder den Kindern noch den Eltern erneut zumutbar.
Wir hoffen, dass es nicht wieder bei leeren Versprechungen oder einem Ignorieren der Situation endet.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander und Dr. Annette Bruchner
Sehr geehrte Frau Dr. Bruchner, sehr geehrter Herr Bruchner,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Kinder und Jugendliche haben besonders gelitten in den vergangenen Monaten. Sie gehören in den Mittelpunkt der Corona-Strategie für den Herbst. Es müssen alle wirksamen Vorkehrungen getroffen werden, damit Kinder und Jugendliche im Herbst regulär und Corona-sicher lernen können. Damit darf nicht länger gewartet werden, sonst heißt das für den Herbst erneut eine Bildungs- und Betreuungskrise mit Ansage. Lehrkräfte, Erzieher*innen und die Eltern von Schulkindern müssen zu einem vollständigen Impfschutz kommen. Und auch Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 18 Jahren, die sich impfen lassen möchten, können dies jetzt tun. Bei einer Impfung von Minderjährigen muss besonders intensiv über Nutzen und Risiken aufgeklärt werden, damit alle Kinder und Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern eine gut informierte Entscheidung für oder gegen eine Impfung treffen können. Mit mobilen Impfbussen vor Schulen, die es bereits in einigen Kommunen gibt, soll die Bereitschaft erhöht werden.
Für die Schüler*innen ist und war die Zeit während der Pandemie ein ziemlicher Zick-Zack-Kurs. Nachholangebote werden die großen Lücken und Rückschritte nicht allein lösen. Als politisch Verantwortliche haben wir die Pflicht, Kindern und Jugendlichen Bildung, gerechte Chancen und vielfältige Teilhabe zu ermöglichen. Und zwar allen. Für ihre individuelle Entfaltung wie auch für sie als Bürger*innen, Demokrat*innen, Arbeiternehmer*innen und Gesellschaft von morgen. Zwar können wir nicht alle Wunden und Spuren heilen, die die letzten anderthalb Jahre bei einigen Kindern und Jugendlichen hinterlassen haben. Aber wir sind es ihnen als Gesellschaft und erst recht als Politiker*innen schuldig, es von jetzt an wirklich besser zu machen.
Die Zäsur, die die Pandemie erzeugt hat, muss jetzt für eine Bildungsoffensive genutzt werden. Die Kommunen, die Länder und der Bund sollten ab jetzt gemeinsam dafür Verantwortung tragen, dass Schulen zu den schönsten und modernsten Orten unseres Landes werden. Kein Verstecken mehr hinter den anderen. Kein Gerangel mehr um Kompetenzen. Keine Geldtöpfe, bei denen die Millionen stecken bleiben, statt in der Schule anzukommen. Seit 2017 liegen Bundesgelder in Milliardenhöhe für den Schulbau und die Renovierung bereit. Arme Kommunen, die kaum noch Verwaltungskräfte haben, schaffen es bis heute nicht, die ihnen zustehenden Gelder zu nutzen. Um diese strukturelle Unwucht endlich zu beseitigen, müssen alle – Kommunen, Länder und Bund – an einen Tisch. Denn das Versprechen von Chancengerechtigkeit und Entfaltung der eigenen Möglichkeiten ist das Fundament für das Funktionieren unserer liberalen Gesellschaft.
Deshalb braucht es eine nationale Bildungsoffensive: https://annalena-baerbock.de/wp-content/uploads/2021/07/20210729_Autorinnenpapier_Bildungsoffensive_DINA4_web.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock