Frage an Annalena Baerbock von Olaf E. bezüglich digitale Infrastruktur
Sehr geehrte Frau Baerbock,
wie stehen Sie zu dem "rasanten" Ausbau der digitalen Infrastruktur (Kommunikation, Internet, Automobil, Entertainment etc. ), dem damit einhergehenden, enormen Produktionsanstieg und "Verbrauch" von Consumergeräten, dem explosionsartig wachsenden Bedarf an Ressourcen (Netwerke, Server, Streaming etc. ....nach einigen Studien sorgt das Internet heute bereits für einen mindestens genau so hohen Ausstoß an Treibhausgasen wie die Luftfahrt...tendenz rasant steigend) und wie planen Sie dieser Entwicklung umweltpolitisch zu begegnen?
MfG,
O.E.
Sehr geehrter Herr Eckhardt,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Wir stimmen völlig mit Ihnen überein, dass der Strom- und Ressourcenverbraucher neuer digitaler Technologien besorgniserregend ist und halten es daher für dringend notwendig, die Digitalisierung nachhaltig zu gestalten. Je nach Berechnungen könnte bis zum Jahr 2030 der Anteil der Digitalisierung zwischen 20 und 50 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs betragen. Zudem kommen in IT-Infrastruktur und Endgeräten große Mengen wertvoller und endlicher Rohstoffe zum Einsatz, die teilweise unter unhaltbaren ökologischen und sozialen Bedingungen gefördert werden. Wir Grüne sehen es als unsere Aufgabe, den bisherigen Trend zu steigendem Ressourcen- und Stromverbrauch durch die Digitalisierung zu brechen. Dafür braucht die Digitalisierung dringend einen ökologischen Ordnungsrahmen.
Wir Grüne setzen uns daher ein für eine Green-IT-Strategie, um konkrete Ziele für die Reduktion des Stromverbrauchs der öffentlichen IT zu setzen ebenso wie Anreize für die Reduktion des IT-bedingten Stromverbrauchs in Rechenzentren von Wissenschaftseinrichtungen und Unternehmen. Wir brauchen aber auch eine verbindliche IT-Ökodesign-Richtlinie, die unter anderem ein Recht auf Reparatur für digitale Endgeräte schafft. Effizientere Kühlsysteme für Rechenzentren und eine konsequente Abwärmenutzung als Vorgabe sind weitere Bausteine.
Bislang hat all dies in der Digitalpolitik der Bundesregierung keine erkennbare Rolle gespielt. Auch die Handlungsempfehlungen der Enquetekommission „Internet und Digitale Gesellschaft“, die bereits Handlungsempfehlungen zu Green IT, energieeffizienter Software und dem Recycling von IT-Hardware unterbreitet hat, wurden nie aufgegriffen.
Wir haben als grüne Bundestagsfraktion unsere konkreten Vorschläge und Forderungen an eine ökologische Gestaltung der Digitalisierung in einem Bundestagsantrag aufgezeigt und werden dies auch zu einem Thema in der nächsten Wahlperiode machen. Weitere Informationen und die konkreten Vorschläge in unserem Bundestagsantrag finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/wirtschaft/digitalisierung-oekologisch-gestalten bzw. https://dserver.bundestag.de/btd/19/158/1915804.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock