Frage an Annalena Baerbock von Katrin M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Baerbock,
Mit Erschrecken stelle ich das Abholzen der Wälder aus Profitgier fest. Das Holz geht nicht in die heimischen Produktionen, sondern wird nach China, USA und Kanada verkauft. Dies hat zur Folge, dass in Deutschland alles was mit Holz zu tun hat extrem teuer geworden ist. (Hausbau, Holzmaterialien und so weiter) Und ein Ende ist nicht in Sicht. Ich habe mit verschiedenen Hausbauern und Tischlern gesprochen, die fassungslos den Preisen gegenüber sind. Darüber hinaus wird das Holz, dass in Container verschifft wird, wird vergast, um Schädlinge ab zu töten. Das führt wiederum zu einer Umweltbelastung. Schlimm ist auch, dass durch die Abholzung der Wälder der Grundwasserspiegel sinkt, was zu einer weiteren Austrocknung der Böden und der Gehölze führt. Eine Spirale ohne Ende. Was gedenken Sie dagegen zu tun?
Auf Ihre Antwort bin ich gespannt.
Mit freundlichen Grüßen
Katrin Müller
Sehr geehrte Frau M.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir Grüne wollen den Holzbau als klimafreundliche Art der Holznutzung umfassend stärken. Die Grüne Bundestagsfraktion hat bereits mehrere Anträge in den Deutschen Bundestag zur Holzbauförderung eingebracht. Den jüngsten Antrag „Bauwende einleiten – Für eine ressourcenschonende Bau- und Immobilienwirtschaft“ können Sie bei Interesse gerne unter folgendem Link https://dserver.bundestag.de/btd/19/231/1923152.pdf einsehen.
Wir teilen Ihre Besorgnis über die akute Bauholzknappheit aufgrund massiv gestiegener Exportmengen und die daraus resultierenden Folgen wie extreme Preissteigerungen beim Hausbau und Kurzarbeit in vielen Handwerksbetrieben. Die Ursachen dieser Entwicklung sind komplex: Mehr ausländische Holznachfrage bedingt durch die Pandemie sowie Konjunkturprogramme in den USA und in China, US-Strafzölle auf kanadische Holzimporte noch aus der Trump-Zeit, ein geplanter russischer Exportstopp für Rohholz, und Produktionsausfälle aufgrund von Schädlingsvermehrungen in kanadischen Bergkiefernwälder. All dies wirkt geballt über globale Handelsketten auch auf den deutschen Holzmarkt ein. Die meisten Ursachen liegen damit außerhalb des Einflussbereichs der deutschen und europäischen Politik, was kurzfristige Lösungen massiv erschwert.
Vor diesem Hintergrund werden Abgeordnete der Grünen Bundestagsfraktion in Kürze mit Branchenvertretern Gespräche führen und geeignete Maßnahmen prüfen. Markteingriffe wie Exportbeschränkungen müssen besonders sorgsam geprüft und abgewogen werden. Ziel muss es sein, allen Beteiligten der Holzwertschöpfungskette einen fairen Anteil zu sichern und Rahmenbedingungen für eine langfristig stabile und möglichst regionale Versorgung mit Bauholz zu schaffen. Auch Maßnahmen, die für mehr Markttransparenz sorgen sowie Spekulation und „Hamsterkäufe“ erschweren, wollen wir ausloten. Unterstützenswert sind aus unserer Sicht regionale Liefer- und Verarbeitungsnetzwerke mit langfristigen Abnahmeverträgen und berechenbaren Preiskorridoren, die für Planbarkeit und faire Konditionen für alle Beteiligten sorgen.
Kurzfristig sinnvoll wäre ein Förderstopp für die Schadholzberäumung auf abgestorbenen Waldflächen, damit mehr Kapazitäten in der Ernte- und Verarbeitungskette für gute Bauholzqualitäten frei werden. Die flächendeckende Schadholzberäumung verschärft zudem Probleme wie die Austrocknung der geräumten Flächen und beraubt den Waldboden vom Biomassenachschub, was schlecht für Jungbäume ist, vor allem hinsichtlich der Naturverjüngung der Schadflächen.
Wir als grüne Bundestagsfraktion sind uns den enormen Herausforderungen durch die Waldkrise bewusst und haben dazu auch schon mehrere Beschlüsse bzw. Anträge erarbeitet (einer der Anträge ist unter https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/130/1913079.pdf zu finden). Wir wollen den Waldumbau hin zu naturnahen und artenreichen Wäldern beschleunigen, um möglichst klimaresiliente Waldökosysteme aufzubauen und damit auch ihre zahlreichen Leistungen der Waldökosysteme langfristig zu sichern. Dazu fordern wir zielgerichtete Förderinstrumente und klare Förderkriterien, die eine schonende Waldbewirtschaftung und mehr Naturnähe sicherstellen. Die Verschärfung der Klimakrise wird nach unserer Einschätzung eher zu sinkenden Holzzuwachsraten führen. Eine Steigerung des Holzeinschlags halten wir aufgrund der bereits aktuell hohen Abschöpfungsquote des Holzzuwachses für waldökologisch nicht vertretbar, da dies Waldökosysteme überlasten könnte und deren langfristige Stabilität bzw. Funktionsfähigkeit auch als Kohlenstoffsenke gefährden würde. Generell müssen wir daher Rahmenbedingungen schaffen, damit Holz effizienter und in Kaskaden genutzt wird, das heißt weniger für die direkte energetische Nutzung und kurzlebige stoffliche Nutzungsformen wie Papier und Verpackungen, dafür mehr für langlebige klimafreundliche Nutzungsformen wie den Holzbau.
Zur Begasung von Exportholz mit dem extrem klimaschädlichen Biozid Sulfurylflourid hat die Grüne Bundestagsfraktion eine Kleine Anfrage (Fragenkatalog) an die Bundesregierung gestellt. Die Antwort erwarten wir in zwei bis drei Wochen und werden auf dieser Basis dann weitere Schritte dazu überlegen.
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock