Frage an Annalena Baerbock von Jutta M. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Frau Baerbock,
Danke für Ihre Kandidatur. Mir ist klar, dass Schulpolitik nicht Sache des Bundes ist, trotzdem interessiert mich ihr Standpunkt. Welche Meinung haben Sie zu Bildungspolitik unter Pandemiebedingungen? Welchen Inzidenzwert halten Sie z.B. für angebracht, um Schulen und Kitas zu öffnen? Wäre eine Aussetzung der Präsenzpflicht für Sie eine denkbare Möglichkeit?
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Kraft für die nächsten Monate!
Herzliche Grüße
Sehr geehrte Frau Messing,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Mit Blick auf die stark steigenden Fallzahlen und die sehr angespannte Lage in den Krankenhäusern halten wir eine Schließung der Bildungseinrichtungen ab einer Inzidenz von 200 oder auch 165 für zu spät. Wir vertreten die Meinung, dass bei einer Inzidenz ab 100 Präsenzunterricht nur dann angeboten werden darf, wenn es entsprechende Hygienekonzepte gibt. Das heißt: Luftfilter, regelmäßige Tests der Schüler*innen und des Lehrpersonals (mindestens 2 mal die Woche), feste, kleine Gruppen in ausreichender Raumgrößte (5 qm Platz pro Person) sowie die bekannten Schutz- und Hygienekonzepte (Abstand, Masken etc.).
Für die Aufrechterhaltung des Präsenzbetriebs gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen, die bisher zu wenig umgesetzt wurden: Bereits bei Inzidenzen ab 50 sollte auf Wechselunterricht und Maskenpflicht ab der Grundschule umgeschwenkt werden. Zudem braucht es endlich eine wirksame, flächendeckende Teststrategie für Kitas und Schulen (kostenlos min. 2x/Woche). Zusätzlich müssen Luftfilter in Kitas und Klassenzimmern Standard werden. Mit einem Förderprogramm „Mobile Luftfilter für Schulen“ wollen wir als Bund kräftig unterstützen. Und auch der Schüler-Transport muss entzerrt werden. Zum Beispiel sollten mehr Schulbusse eingesetzt werden, um den Abstand einhalten zu können. Zudem sollen Kitas und Schulen nach Möglichkeit Unterricht bzw. Betreuung an warmen Tagen so oft wie möglich draußen stattfinden lassen.
Bei Schließungen von Bildungseinrichtungen muss für Kinder und Jugendliche, die über den Distanzunterricht nicht erreicht werden bzw. bei denen klar ist, dass sie massive Lerndefizite haben, in der Schule eine sichere Lernumgebung (also Lernräume mit pädagogischer Begleitung) eingerichtet werden, damit sie nicht vollends den Anschluss verlieren.
Für uns ist klar, dass nicht Schulen und Kitas geschlossen werden dürfen, während sich Arbeitgeber gegen das Home Office oder Testungen stemmen und andere Orte geöffnet werden. Bildungseinrichtungen müssen bei politischen Entscheidungen Priorität genießen. Denn Schulschließungen führten und führen bei vielen Kinder und Jugendliche zu großen gesundheitlichen und psychischen Belastungen sowie weiteren Lernlücken. Wir fordern deshalb, Präsenzangebote solange aufrechtzuerhalten, wie es das Infektionsgeschehen erlaubt.
Beste Grüße
Team Annalena Baerbock