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Annalena Baerbock
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Frage von Stefanie K. •

Frage an Annalena Baerbock von Stefanie K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Baerbock,
wie stehen Sie zu der Stellung der Schulen in der Pandemiebekämpfung? Treten Sie für Präsenzunterricht ein oder halten Sie Distanzunterricht für angebracht? Welche Inzidenzen halten Sie bei einem Präsenzunterricht für vertretbar?
Werden Sie sich für eine NoCovid-Politik einsetzen?
Vielen Dank für eine Antwort!

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Kemp,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Für uns ist klar, dass nicht Schulen und Kitas geschlossen werden dürfen, während sich Arbeitgeber gegen das Home Office oder Testungen stemmen und andere Orte geöffnet werden. Bildungseinrichtungen müssen bei politischen Entscheidungen absolute Priorität genießen. Denn Schulschließungen führten und führen bei vielen Kinder und Jugendliche zu großen gesundheitlichen und psychischen Belastungen sowie weiteren Lernlücken. Wir fordern deshalb, Bildungseinrichtungen endlich mit wirksamen Schutzkonzepten auszustatten und das Präsenzangebot solange aufrechtzuerhalten, wie es das Infektionsgeschehen erlaubt.

Mit Blick auf die stark steigenden Fallzahlen und die sehr angespannte Lage in den Krankenhäusern halten wir ein Aussetzen des Präsenzunterrichts ab einer Inzidenz von 165 für vollkommen willkürlich gewählt. Wir vertreten die Meinung, dass bei einer Inzidenz ab 100 Präsenzunterricht nur dann angeboten werden darf, wenn es entsprechende Hygienekonzepte gibt. Das heißt: Luftfilter, regelmäßige kostenlose Tests der Schüler*innen und des Lehrpersonals (mindestens 2 mal die Woche), feste, kleine Gruppen in ausreichender Raumgrößte (5 qm Platz pro Person) sowie die bekannten Schutz- und Hygienekonzepte (Abstand, Masken etc.).

Lehrerinnen und Lehrer können das schon rein rechnerisch nicht alleine stemmen und brauchen tatkräftige Unterstützung, um gute Kleingruppenangebote zu ermöglichen. Wir schlagen deshalb ein umfassendes Programm für Bildungslotsen und Mentorinnen vor. Studierende, Freiwillige mit pädagogischer Erfahrung, aber auch pensionierte Lehrkräfte und Aushilfslehrkräfte können einen wichtigen Beitrag leisten, dass es mit dem Unterricht in Kleingruppen funktioniert und möglichst alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden. Solche Angebote sollten ergänzend während der Schulwochen aber auch in den Ferien stattfinden.

Für die Aufrechterhaltung des Präsenzbetriebs gibt es eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen, die bisher zu wenig umgesetzt wurden: Bereits bei Inzidenzen ab 50 sollte auf Wechselunterricht und Maskenpflicht ab der Grundschule umgeschwenkt werden. Zudem braucht es endlich eine wirksame, flächendeckende Teststrategie für Kitas und Schulen (kostenlos min. 2x/Woche). Zusätzlich müssen Luftfilter in Kitas und Klassenzimmern Standard werden. Mit einem Förderprogramm „Mobile Luftfilter für Schulen“ wollen wir als Bund kräftig unterstützen. Und auch der Schüler-Transport muss entzerrt werden. Zum Beispiel sollten mehr Schulbusse eingesetzt werden, um den Abstand einhalten zu können. Zudem sollen Kitas und Schulen nach Möglichkeit Unterricht bzw. Betreuung an warmen Tagen so oft wie möglich draußen stattfinden lassen.

Wenn Unterricht vor Ort nicht mehr vertretbar ist, muss für Kinder und Jugendliche mit schlechteren Startchancen, die über den Distanzunterricht nicht erreicht werden bzw. bei denen klar ist, dass sie massive Lerndefizite haben, in der Schule eine sichere Lernumgebung (also Lernräume mit pädagogischer Begleitung) eingerichtet werden, damit sie nicht vollends den Anschluss verlieren. Viele Schüler*innen haben aber nicht nur Lernstoff verpasst. Sie leiden auch persönlich, wenn die Schule als sozialer Ort des Austauschs wegbricht. Wichtig ist es deshalb, die psychosozialen Folgen der Pandemie viel stärker in den Blick nehmen. Gebaucht werden jetzt zusätzliche Angebote für Krisenintervention, mehr Präventionsarbeit und Einzelfallhilfe und zusätzliche Stellen für Schulsozialarbeit.

Derzeit fehlt es an Schulen und Kitas aber auch in anderen Bereichen an Weitsicht. Die Aufklärung und Kommunikation der Bevölkerung leidet, in der Folge nimmt die Akzeptanz für Maßnahmen ab. Wir unterstützen daher den strategischen Ansatz sowohl der No- als auch der Zero-Covid-Initiative. Es braucht eine Strategie, verbunden mit einem Stufenplan, um die Pandemie zu überwinden und das Virus langfristig kontrollieren zu können. Hierzu ist neben dem regionalen und nationalen Agieren auch europäisches Handeln notwendig, um ein abgestimmtes Vorgehen zu gewährleisten. Wichtiger Bestandteil einer solchen Strategie muss neben dem breiten Testen mit Schnell- und Selbsttests sowie dem beschleunigten Impfen eine bessere Gesundheits- und Risikokommunikation mit der Bevölkerung sein. Es ist dringend erforderlich, dass die Bundesregierung sowohl durch ihr Handeln als auch die Kommunikation die Akzeptanz als auch das Wissen über die Verbreitungswege des Virus in der Bevölkerung fördert.

Mit besten Grüßen
Team Annalena Baerbock

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