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Annalena Baerbock
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Frage von Theodor Josef H. •

Frage an Annalena Baerbock von Theodor Josef H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Grüß Gott Frau Annalena Bärbock,

ich habe gelesen, dass Sie auf einem Bauernhof in einem kleinen Dorf bei Hannover aufgewachsen sind. Dort haben Sie bestimmt eine interessante und prägende Kindheit erleben dürfen. Als Nebenerwerbslandwirt, in Ruhestand, würde mich brennend interessieren welche Weichenstellungen Sie im Fall einer Regierungsverantwortung, in Bezug auf Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, vornehmen werden? Mit der Landwirtschaft sind wir aktuell immer noch ähnlich der Problematik der Monokulturen in unseren Wäldern unterwegs. Immer mehr Fokusierung auf nur Wirtschaftlichkeit analog dem Share Holder Value. Es wird sich zeigen das die kleinbäuerliche Struktur eine nachhaltige Struktur ist. In diesen Strukturen ist es möglich im Falle eines Falles, sie aktuelle Pandemie, die Nahrungsmittelversorgung von Aussaat bis Ernte im wesentlichen aus der Familie heraus zu gewähleisten. Viele Lobbyisten schmücken sich mit dem Logo, die bäuerliche Landwirtschaft erhalten zu wollen oder energisch dafür einzutreten, doch im stillen wird nach wie vor auf "Wachsen oder Weichen" gesetzt. Ein nachhaltig denkender Bauer denkt in Generationen und nicht nur nach Wirtschaftsjahren. Wie schön es doch ist, wenn man Wald und Flur gesund, nachhaltig und natürlich auch wirtschaftlich übergeben kann. Das wichtigste für jeden Bauern sollte der nachhaltige Erhalt von Boden und Wasser sein. Man kann einige Jahre ohne Nachhaltigkeit wirtschaften, aber nicht in der Weite von Generationen. Hier liegt unser wahres Problem und nicht nur in Düngeverordungen, dies ist vielleicht ärgerlich aber bestimmt nicht das größte Problem, wie in einer Diskussion laut gerufen. Jeder einzelne kann zwar nachhaltig wirtschaften, aber leider werden diese Betriebe von den anderen "weggewachsen", weichen somit irgendwann. Außer die Rahmenbedingungen der Politik stützen diese Betriebe mehr als bisher.

Danke

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Huber,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Ihren grundsätzlichen Ausführungen können wir uns im Wesentlichen anschließen. Eine vielfältige bäuerliche Agrarstruktur hat eine wichtige und stabilisierende Funktion für den ländlichen Raum und auch für die Identität der dort lebenden Menschen. Das Denken in Generationen, wie Sie es beschreiben, entspricht unserem Nachhaltigkeitsverständnis und Anspruch, unseren Kindern und den zukünftigen Generationen eine lebenswerte, bewohnbare Welt zu hinterlassen. Dazu möchten wir Grüne im Falle einer Regierungsverantwortung beitragen.

Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft und die zwingenden globalen Herausforderungen, vor denen die Landwirtschaft steht, sind hoch. Diesen gerecht zu werden, ist eine Jahrhundertaufgabe, für die wir aber leider keine hundert Jahre mehr zur Verfügung haben. Klimawandel, Artensterben, die planetaren Grenzen des Wachstums, begrenzte Ressourcenverfügbarkeit, aber auch das Wachstum und die notwendige Ernährung der Weltbevölkerung sind große Herausforderungen. Dieser komplexen Problemlage sieht sich die Landwirtschaft ausgesetzt und, mehr noch, fühlt sich ihr ausgeliefert. Die Spielräume der einzelnen Betriebe demgegenüber sind angesichts von Niedrigstpreisen oft klein.

Die Landwirtschaft muss bei der notwendigen Systemtransformation begleitet und unterstützt werden. Ein zentrales Anliegen ist für uns Grüne beispielsweise der Umbau der Tierhaltung. Wir brauchen eine artgerechte Tierhaltung und mehr Respekt gegenüber Tieren, die wir halten und nutzen.
Der Erhalt der Biodiversität und einer vielfältigen Agrarstruktur ist für uns von großer Bedeutung. Wir wollen bäuerliche Betriebe in einem lebendigen ländlichen Raum erhalten und ihnen eine Zukunftsperspektive bieten. Dafür wollen wir die regionale Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung fördern. Statt Billig Produktion für den Weltmarkt brauchen wir mehr Wertschöpfung durch Qualität und Rationalität. Ein zentrales Instrument für diesen Systemwechsel ist für uns die Neuausrichtung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP). Wir wollen eine Honorierung von Gemeinwohlleistungen und Biodiversitäts- und Naturschutzmaßnahmen.

Für weitere Informationen möchten wir Sie auf unseren Programmentwurf verweisen: https://cms.gruene.de/uploads/documents/2021_Wahlprogrammentwurf.pdf

Unsere parlamentarischen Initiativen finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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