Frage an Annalena Baerbock von Felix J. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Baerbock,
da Ihre Partei sich für die Legalisierung von Cannabis ausspricht habe ich dazu einige für mich als Nichtkiffer wichtige Fragen.
Prinzipiell ist es mir eigentlich total egal was jemand in seiner Wohnung macht, solange andere Personen mit reingezogen werden.
ABER: Als Nichtraucher merke ich deutlich wie der Egoismus, der zur menschlichen Natur gehört, auf kosten der Nichtraucher geht. Raucher wurden zwar aus Restaurants verwiesen, jedoch wird jetzt einfach der Eingang mit Rauch so zugepflastert, dass schon beim Betreten des Gebäudes gefühlt eine ganze Zigarette intus ist.
An Bushaltestellen wird geraucht und keinerlei Rücksicht auf Kinder genommen.
Wie stellen Sie sich das bei Kiffern die stoned sind und denen somit alles egal ist vor?
Und mir ist auch bekannt, dass Alkohol dem Körper schädigt, jedoch konsumiere ich den Alkohol nicht, wenn ich an der selben Bushaltestelle auf den Bus warte. Beim Kiffen zieht der schädliche Rauch zu mir.
Dürfte ich dann stoned zur Arbeit, schließlich kann ich ja nichts dafür, wenn bei der Haltestelle die Kiffer rauchen und ich passiv mit rauche. Und ist es nicht gefährlich, wenn Menschen unter diesen Einfluss dann Gabelstapler fahren? (Kleiner Tipp: der Film "Gabelstaplerfahrer Klaus")
Schon zu meiner Schulzeit konnten viele meiner Klassenkameraden ohne Probleme Gras kaufen. Dies war und ist kein großes Problem,da gefühlt an jeder Ecke ein Dealer vorhanden ist.
Selbst wenn die Polizei weiß, dass in einer Wohnung Gras konsumiert wird, passiert nichts. (habe ich selbst mehrfach erlebt)
Somit kann doch als Fazit gezogen werden, dass Cannabis nicht wirklich illegal ist, da es niemanden wirklich interessiert.
Was spricht dagegen die Kiffer zuhause kiffen zu lassen?
Welchen Schutz haben nicht Kiffer?
Welchen Schutz bekommen Kinder?
Vergleichen Sie wirklich Cannabis, wo der Rauch unfreiwillige trifft, mit Alkohol wo nur der, der trinkt konsumiert?
Welche Erfahrungen haben Sie mit Gras?
Sehr geehrter Herr Junge,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir Grünen setzen uns für einen umfassenden Nichtraucherschutz ein - das gilt natürlich auch für den Konsum von Cannabis. Das Cannabiskontrollgesetz hat zum Ziel, den Gesundheits- und Jugendschutz zu stärken. Erst wenn es eine kontrollierte Abgabe gibt, können auch Regulierungen zum Jugend- und Verbraucherschutz sowie zum Passivkonsum greifen. Auf dem Schwarzmarkt unter den aktuellen Bedingungen der Prohibition gibt es solche Regeln nicht. Im grünen Entwurf für ein Cannabiskontrollgesetz fordern wir deswegen auch: "Wird Cannabis in Reinform oder in einer Mischung mit Tabak oder als Bestandteil von Tabakprodukten geraucht, gelten die Bestimmungen des Bundesnichtraucherschutzgesetzes."
Die Verantwortung für den Nichtraucherschutz liegt aber vor allem bei den Bundesländern. Wir begrüßen zudem kommunale Rauchverbote auf Spielplätzen. Die kommunalen Ordnungsämter sind angehalten, den Nichtraucherschutz auf Spielplätzen und anderen öffentlichen Orten durchzusetzen. Passivrauchen stellt eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr dar, insbesondere für Kinder und Jugendliche und am Arbeitsplatz. Arbeitgeber*innen sollten ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem die Arbeitnehmer*innen vor Passivrauchen geschützt sind.
Deutschland kann bspw. von Schweden lernen, wie der Schutz vor dem Passivrauchen verbessert werden kann. Über 10 Prozent der Nichtrauchenden sind in Deutschland regelmäßig Passivrauchbelastung ausgesetzt, besonders betroffen sind junge Menschen. Klar ist aber, dass Nikotinsucht eine schwere Abhängigkeit ist. Die meisten Raucher*innen können nicht einfach so aufhören. Als Grüne im Bundestag haben wir deswegen im Zuge der Corona-Gesetze einen Gesetzentwurf eingebracht, um die Rauchentwöhnung als Kassenleistung zu ermöglichen. Raucher*innen gehören zur Risikogruppe für schwere Covid-19-Verläufe. Wer die Coronapandemie zum Anlass nimmt, mit dem Rauchen aufzuhören, sollte dafür auch medizinische Hilfe erstattet bekommen. Das jüngst beschlossene Tabakwerbeverbot, für das wir lange Zeit gekämpft haben, ist zudem ein wichtiger Schritt zur Prävention, damit Kinder und Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen.
Mehr Informationen finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/drogen-sucht
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock