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Annalena Baerbock
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Frage von Caroline B. •

Frage an Annalena Baerbock von Caroline B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Baerbock,
was unsere geplante Energiewende angeht, war ich schon immer skeptisch, weil man hier und dort immer mal wieder widersprüchliche Reportagen gesehen oder gelesen hat.
Heute Abend lief auf Arte aber eine sehr umfangreiche und um so schockierendere Reportage über die fatalen weltweiten Auswirkungen unserer Energiewende (der westlichen Länder) hin zu einem "klimaneutralen Land" und "emissionsfreien Autos" (spätestens ab 2030) wie Sie in Ihren Parteimaßnahmen proklamieren.
Allein nur angesichts der aktuellen Entwicklungen und Zustände beim Abbau von Kupfer in Chile, Graphite in China, Lithium in Bolivien, Kobalt im Kongo etc., die Ihnen sicherlich bekannt sind, frage ich Sie, wie können Sie da nur im Entferntesten überhaupt von Klimaneutralität, geschweige denn emissionsfreien erneuerbaren Energien reden??? Der Umweltschaden und die Schäden an der Gesundheit der Menschen vorort ist dermaßen skrupellos und erschreckend, dass hat mit Umweltpolitik bei Weitem Nichts zu tun.
Das ist Ausbeutung der Ärmsten zwecks Gewinnmaximierung der reichen Industrienationen!! Es gibt keine emissionsfreien Güter! Die Emissionen werden nur verlagert, damit man im eigenen Land die Klimaziele einhalten kann und in Chile baut man neue Kohlekraftwerke, damit man noch mehr Kupfer abbauen kann, um zB in Europa die Infrastruktur für die E-Mobilität auszubauen, damit die Automobilindustrie noch mehr Gewinne einfahren kann und China seine Macht noch mehr ausbauen kann. BRAVO!
Warum wird immer weiter die E-Mobilität fälschlicherweise als emissionsfreie Zukunftsperspektive verkauft?? Das ist schlichtweg eine Lüge!
Wie kann man das bitte mit seinem Gewissen vereinbaren?
Ich kann es nicht.

Hier noch der Link zur Reportage, falls noch nicht bekannt:
https://www.arte.tv/de/videos/084757-000-A/umweltsuender-e-auto/

Mit freundlichen Grüßen
Caroline Beck

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Sehr geehrte Frau Beck,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Für die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus werden in der Tat verschiedene Rohstoffe benötigt. Obwohl diese Akkus längst in Smartphones und Notebooks eingesetzt werden, hat erst die Elektromobilität eine breite Debatte über den wachsenden Rohstoffbedarf und die damit verbundenen ökologischen und sozialen Probleme ausgelöst. Dieses Problembewusstsein ist wichtig, wenn es darum geht, Veränderungen zu erreichen.
Ganz aktuell haben wir die Situation, dass sich die Bundesregierung nicht auf ein Lieferkettengesetz einigen kann. Doch wir brauchen dringend ein solches Gesetz, damit Unternehmen dem Schutz von Umwelt und Menschenrechten in ihren Lieferketten nachkommen - und dafür auch haften.

Um den Bedarf an neuen Rohstoffen zu senken, brauchen wir auch strengere Anforderungen an das Batterierecycling. Zahlen des Umweltbundesamtes zeigen: Technisch funktioniert das Recycling immer besser, doch es fehlt ein Rechtsrahmen, der ein gutes Recycling auch einfordert. Konkret fehlen ambitionierte Sammelquoten, damit die Batterien überhaupt ins Recyclingverfahren gelangen. Zudem braucht es separate Recyclingquoten für die einzelnen eingesetzten Rohstoffe und die Vorgabe, dass die zurückgewonnen Materialien in neuen Produkten eingesetzt werden müssen. Fahrzeuge mit kleineren Akkus und überhaupt bessere Möglichkeiten, unabhängig vom eigenen Auto mobil zu sein, senken den Rohstoffbedarf weiter.

Die Forschung wiederum macht Hoffnung, dass wir in den Akkus bald alternative Rohstoffe nutzen können. Auch die vorhandenen Akkutypen werden immer besser: Der Anteil von Kobalt sinkt beispielsweise - manche Hersteller wollen bald ganz auf ihn verzichten. Wir Grüne wollen die Forschungsförderung in Deutschland und Europa verstärken, damit Batterien nicht nur nachhaltiger produziert werden können, sondern deutsche und europäische Unternehmen auch einen technologischen Vorsprung bei den neuen Batterietypen erhalten.

Sie sprechen auch die Klimabilanz von Elektroautos an. Zwar verbraucht die Akkuproduktion viel Energie, die Klimabilanz beim Betrieb des E-Autos fällt jedoch deutlich besser aus als bei einem fossilen Verbrenner. Über die ganze Lebensdauer betrachtet sind E-Autos jedenfalls schon heute klimafreundlicher als konventionelle Antriebe - das zeigen zahlreiche Studien und Gutachten. Der Klimavorteil des E-Autos wächst weiter, je öfter Ökostrom geladen wird. Auch durch mehr Ökostrom in der Produktion verbessert sich die Klimabilanz. Vergessen dürfen wir bei dieser Diskussion nicht, dass auch in Autos mit Verbrennungsmotor viele sogenannte "seltene Erden" stecken, die problematisch sind. Man findet sie zum Beispiel im Katalysator, den ein E-Auto hingegen nicht benötigt. Die massiven Umweltschäden durch die Erdölförderung und die hohen CO2- und Schadstoffemissionen des Verbrennungsmotors kommen noch hinzu.

Mehr Informationen können Sie auf dieser Internetseite und der dort verlinkten PDF-Datei nachlesen: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/benziner-diesel-elektromobilitaet

Wir Grüne sind uns der Aufgaben auf dem Weg zu einer sauberen Mobilität sehr bewusst und streiten dafür, Mehrheiten für unsere Lösungsansätze und Maßnahmen zu gewinnen.

Mit freundlichen Grüßen
Annalena Baerbock

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