Frage an Annalena Baerbock von Vera W. bezüglich Soziale Sicherung
KünstlerInnen sind bekanntermaßen von der Corona-Krise besonders betroffen: Aufführungen fallen zur Zeit komplett aus. Viele Künstler erwirtschaften in den Monaten März bis Juni das Einkommen für die Sommerpause (Juli/August) mit, verlieren also das Einkommen für 6 Monate mindestens. Verluste im vier- bis fünfstelligen Bereich sind bei vielen jetzt schon erreicht, was in der neuen Spielzeit kommt, weiß keiner. Die Künstlersoforthilfe von 2000 € haben Tausende nicht bekommen, weil der Topf nach drei Tagen leer war; die Solo-Selbstständigenhilfe bekommen sie auch nicht, weil nur Betriebskosten geltend gemacht werden dürfen (so zumindest in NRW), die KünstlerInnen nicht oder nur in sehr geringem Maße haben. Das Gehalt, das Künstler an sich selbst zahlen, zählt nicht. Frau Grütters schlägt allen Ernstes ALG II vor, was unter KünstlerInnen zu Recht Unverständnis und Wut hervorgerufen hat, ist doch dieses Instrument gänzlich ungeeignet, die Einkommensverluste von Unternehmern (die Künstler auch sind) aufzufangen. Von den Grünen hört man zu dem Thema bisher nichts, obwohl es doch in weiten Teilen um ihre Klientel geht. Welche Ideen haben Sie, um die Existenzen von KünstlerInnen zu sichern?
Sehr geehrte Frau W.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Corona-Krise stellt die gesamte Gesellschaft vor riesige Herausforderungen. Es ist unbestritten, dass die Pandemie eingedämmt werden muss. Die getroffenen Maßnahmen sind daher nachvollziehbar. Das Kontaktverbot trifft Kultureinrichtungen wie Künstler*innen und Kulturschaffende existenziell und unmittelbar. Zudem wird die Kulturbranche in einem Exit-Szenario weiter von Veranstaltungsverboten und damit massiven wirtschaftlichen Einbußen betroffen sein. Die bisherigen Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung greifen nur bedingt und es bleiben viele Lücken.
Am vergangenen Freitag hatte die grüne Bundestagsfraktion zu einer Diskussionsrunde eingeladen: "Wie übersteht der Kulturbetrieb die Corona-Krise?" Sie finden hier eine Aufzeichnung der Veranstaltung:
https://www.gruene-bundestag.de/termine/vergangene-veranstaltungen/wie-uebersteht-der-kulturbetrieb-die-corona-krise-diskussion-zusaetzlicher-hilfsmassnahmen-und-ein-blick-in-die-zukunft
Unseren daraus folgenden Antrag "Maßnahmen zur Rettung der kulturellen Infrastruktur in der Corona-Krise" finden Sie hier: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/187/1918715.pdf
Weiter Infos zum Thema finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/kultur/kulturrettungsfonds-und-soforthilfen
Mit besten Grüßen
Team Annalena Baerbock