Frage an Annalena Baerbock von Matias K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Baerbock,
Aus welchen Gründen lehnt Ihre Partei die Förderung von Forschung auf dem Gebiet der Nukleartechnik ab, obwohl diese Forschung dazu beitragen könnte die bestehenden Probleme welche durch die zivile Nutzung der Kernenergie entstanden sind zu lösen? Wäre es nicht beispielsweise sinnvoll, wenn die technischen Möglichkeiten zur Transmutation von radioaktiven Abfällen weiterhin untersucht und entwickelt würden? Da diese Technologie eine potenzielle Alternative zur Suche nach einem Endlager darstellen könnte erscheint es mir als falsch in diesem Bereich keine weiteren Forschungen zu betreiben.
Mit freundlichen Grüßen,
M. K.
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir Grüne lehnen die Forschung an Techniken, die den Wiedereinstieg ins atomare Zeitalter bedeuten würden, ab. Das Versprechen, das die Transmutation gibt, kann sie nicht erfüllen: Uns von der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll, das Sicherheit für eine Million Jahre gewährleistet, zu befreien. Selbst wenn Transmutation gelänge, hinterließe sie Reste von Atommüll, die für eine sehr lange Zeit sicher verwahrt werden müssen. Dazu kommt der verglaste Atommüll aus der Wiederaufarbeitung, der sich der Partitionierung und Transmutation entzieht. Ohne also die Lösung sein zu können, die sie verspricht, braucht Transmutation alles an atomaren Anlagen was Deutschland schon vor dem jetzigen Atomausstieg aus guten Gründen hinter sich gelassen hat: Schnelle Brüter bzw. weiter entwickelte Brutreaktoren der sogenannten IV. Generation, Wiederaufarbeitungsanlagen, dazu Brennelementefertigungsanlagen und "normale" Reaktoren.
Die entscheidende Frage ist aber nicht die nach dem möglichen Erreichen des Forschungsziels, sondern die, ob eine Gesellschaft, die den Atomausstieg beschlossen hat, diese Technologie wollen würde. Deshalb ist für uns die Transmutation vor allem ein Forschungsprojekt, dessen Faszination für Atomforscher zwar nachvollziehbar ist, das aber für eine Gesellschaft, die das Atomzeitalter hinter sich lassen will und dringend Antworten auf den Umgang mit der Klimakrise suchen muss, ohne jeden Mehrwert ist.
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock