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Annalena Baerbock
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Frage von Christian M. •

Frage an Annalena Baerbock von Christian M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Baerbock,

ich habe einige Fragen, die sich auf den menschengemachten Klimawandel beziehen und die ich mir bisher noch nicht erklären kann. Ich habe die Frage bereits zwei anderen Abgeordneten anderer Parteien gestellt, damit ich mir eine unabhängige Meinung bilden kann.

1.) Die Klimaerwärmung ist u.a. eine direkte Folge der CO2-Emissionen.
Die Erdatmosphäre setzt sich zu 0,04% aus Kohlenstoffdioxid zusammen und CO2 ist nach dem Wasserdampf der wichtigste Verursacher des Treibhauseffekts.
Ich habe bis heute nicht ganz verstanden, welche direkten Folgen sich aus einer Klimaerwärmung für Mensch und Umwelt ergeben könnten.

2.) Deutschland hat einen weltweiten Anteil von ca. 2% an den CO2-Emissionen. 30% der CO2-Emissionen sind auf den Verkehr zurückzuführen. Hiervon entfallen wiederum 72% auf den Straßenverkehr. Das hieße, dass weniger als 0,6% der Emissionen auf den Straßenverkehr zurückzuführen sind. Wenn sich aber kein anderes Land dafür einsetzt, die Kraftfahrzeuge von den Straßen zu verbannen, hätten wir immer noch einen globalen Ausstoß an CO2 von 99,4%. Ist das so weit richtig?

3.) Sofern ich es richtig verstanden habe, wird der Bau von AKWs von der EU subventioniert (https://tinyurl.com/yacyf67w) und weltweit ist der Bau von 1400 Kohlekraftwerken geplant (https://tinyurl.com/y4r95qty).

Wenn Deutschland nun die Energiewende vollzieht, dann frage ich mich, inwieweit das überhaupt den Klimawandel positiv beeinflussen sollte.
4.) Was ist Ihre persönliche Meinung zu Kernfusionsreaktoren wie "ITER" und können Sie mir vielleicht sagen, warum sinnvolle Projekte wie etwa "Desertec" nicht weiter gefördert werden?
Der Bau von vielen Solaranlagen in Afrika würde nicht nur Arbeitsplätz in Afrika schaffen, sondern auch saubere Energie erzeugen und die Wirtschaft in den afrikanischen Staaten ankurbeln.

Vielen Dank im Voraus für die Aufklärung.

Mit freundlichen Grüßen

C. M.

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Antwort von
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Sehr geehrter Christian Meyer,

vielen Dank für Ihre Fragen.

1) Zu Ihrer Fragen der Folgen einer Klimaerwärmung: Die vom Menschen verursachte Klimakrise wird zur Klimakatastrophe, wenn wir den Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch reduzieren. Schon heute nehmen weltweit extreme Wetterereignisse wie Stürme, Hitze und Dürren stark zu. Auch die Gletscher schmelzen ab und der Meeresspiegel steigt an. Konsequenter Klimaschutz erhält unseren Planeten lebenswert. Dadurch verhindern wir eine gefährliche und unkontrollierbare Aufheizung der Erde mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur. Klimaschutz sichert Wohlstand und Beschäftigung und macht die Welt gerechter, denn die Ärmsten leiden am meisten unter den Folgen der Klimakrise. Wir wollen die Wirtschaft ökologisch modernisieren, denn Nichthandeln wird teurer als mutiges Vorangehen.

2) Zur Frage des Auslaufens des fossilen Verbrennungsmotors: Bislang ist der Verkehr ein großer Ausfall beim Klimaschutz. Während der Energiesektor und die Industrie den Ausstoß von Treibhausgasen vermindern, nehmen sie im Verkehr weiter zu. Auch für die gesundheitsgefährdende Luftbelastung in vielen Innenstädten ist der Autoverkehr maßgeblich verantwortlich. Die massive Ölabhängigkeit des Verkehrs muss aufhören. Wir wollen Elektroautos, betrieben mit grünem Strom - das sichert auch die Arbeitsplätze der Zukunft. Inakzeptabel ist ebenso, dass nach wie vor viel zu viele Menschen im Verkehr sterben oder schwer verletzt werden. Die Verkehrspolitik braucht deswegen eine Wende: Unsere Straßen müssen sauber und sicher werden.

3) Wir lehnen die Subventionierung von Atomkraftanlagen konsequent ab. Stattdessen muss das Geld in Energieeffizienz und Erneuerbare Energien gesteckt werden.

4) ITER verfehlt ein Ziel nach dem anderen und wird bestenfalls noch einen Bruchteil der ursprünglich für essenziell gehaltenen Erkenntnisse liefern – und selbst das viel zu spät. Immer klarer wird, dass Kernfusion für die notwendige Energieversorgung der Zukunft viel zu spät kommen wird, wenn überhaupt jemals. ITER ist seit jeher geprägt von Verzögerungen und Kostensteigerungen. Wir fordern: Die Bundesregierung muss sich damit beschäftigen und hinterfragen, ob die Förderung von ITER noch sinnvoll ist. Es ist höchste Zeit, den blinden Glauben an Kernfusion abzulegen und die Mittel in die zukunftsgewandte Energiewende zu investieren. Dazu können Projekte wie Desertec gehören, aber vor allem dezentrale Erneuerbare Projekte vor Ort.

Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock

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