Frage an Annalena Baerbock von Thomas S. bezüglich Umwelt
Guten Tag Frau Baerbock,
1. Themenpunkt Minderung des CO2 Ausstoßes:
Frage 1:
Wie sieht für Sie ein effizient versuchter Klimaschutz aus?
Frage 2:
Wie bewerten Sie die aktuelle Klimaschutzpolitik Deutschlands?
Frage 3:
Wie stehen Sie zur Elektromobilität auf der Straße?
Ich erkenne in der Elektromobilität auf der Straße nicht das wirkliche Potential um den CO2- Ausstoß im Straßenverkehr zu minimieren. Elektroautos sind im Vergleich zum Benziner bzw. Diesel- PKW relativ schwer (Gewicht der Batterie) und benötigen im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern (ÖPNV, Bahn, Fahrrad, Ferrnbus) relativ viel Primärenergie , wenn nur 1-2 Personen ein solch schweres Fahrzeug pro Fahrt nutzen. Zudem scheinen Batterieproduktion und Gewinnung der dafür notwendigen Rohstoffe umwelt und sozialpolitisch sehr problematisch zu sein.
Frage 4:
Wäre es nicht effizienter Teile des Straßenverkehrs auf die Schiene zu verlagern
(wo längst rund 70% der dortigen Verkehrsleistung elektrisch erfolgt)?
Frage 5:
Sind Sie dafür die Bahn attraktiver zu gestalten?
Frage 6:
Wie sah/sieht ihr persönliches Engagement bezogen auf eine Steigerung der Attraktivität der Bahn aus?
Frage 7:
Was halten Sie von preisgünstigeren Bahntickets?
2. Themenpunkt Kükenschreddern:
Aus wirtschaftlichen Gründen werden in Deutschland pro Jahr rund 45 Millionen männliche Eintagsküken direkt nach der Geburt durch Schreddern oder Vergasen getötet.
Frage 8:
Wie stehen Sie zum massenhaften Töten der Eintagsküken?
Frage 9:
Waren/sind die Grünen hier politisch aktiv?
Frage 10:
Wenn ja, warum merke ich nichts davon?
Viele Grüße, Thomas Schüller
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre zahlreichen Fragen. Der Bundestag hat das Klimaabkommen von Paris ratifiziert. Spätestens jetzt müssen Taten folgen um das Ankommen umzusetzen. Dazu gehört auch der Verkehr. Um hier die Klimaziele zu erreichen, braucht es sicher mehr als nur eine Umstellung von Antrieben. Dazu gehören u.a. anderem der Ausbau von Bus und Bahn, Radverkehr, Carsharing und weitere alternative Mobilitätskonzepte. Die Umstellung der Antriebe von PKW ist aber auch ein wichtiger Teil davon. Deshalb wollen wir Grüne ab dem Jahr 2030 nur noch abgasfreie Neuwagen zulassen.
Tatsache ist, dass Elektroautos auf der Straße viel effizienter sind als Verbrennungsmotoren, weil die Elektromotoren Energie effizienter umsetzen. Ihr Ökovorteil hängt von der Gesamtfahrleistung und vom Einsatz erneuerbaren Stroms ab. Laut Bundesumweltministerium besitzen Elektroautos der Kompaktklasse in ihrem gesamten Lebenszyklus, selbst wenn sie den aktuellen Strommix verwenden, eine um 23 Prozent niedrigere Klimawirkung als verbrennungsmotorische Fahrzeuge.
Zum Thema Rohstoffe für Batterien der Elektroautos empfehlen wir Ihnen diesen Artikel: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/benziner-diesel-elektromobilitaet , insbesondere den Abschnitt: „Welche Rohstoffe brauchen Elektroautos?“. Hier wird deutlich, dass keine sogenannten „seltenen Erden“ genutzt werden und eher die Frage der Menschenrechte als die Verfügbarkeit ein Problem werden könnte. Trotzdem ist es wichtig, den Ressourcenbedarf durch ein effektives und umfassendes Recycling sowie einen verpflichtenden Einsatz der recycelten Materialien („Rezyklate“) zu senken. Das Recycling funktioniert bereits heute gut: Lithium-Ionen-Batterien fallen in die Recycling-Gruppe der „sonstigen Altbatterien“, für die als Mindestziel eine stoffliche Verwertung von 50 % der durchschnittlichen Masse der Batterien vorgegeben ist. In Deutschland wird dieses Ziel übertroffen - so beträgt die Recyclingeffizienz nach Angaben der Bundesregierung bis zu 83,4 Prozent. Bei Lithiumbatterien beträgt die Recyclingquote für Nickel, Kobalt, Kupfer, Eisen und Aluminium nahezu 100 Prozent. Auch aus Nickel-Metallhydrid-Altbatterien werden bis zu 100 Prozent des Nickels, Eisens und Kobalts zurückgewonnen. Bei Verbrennungsmotoren ist hingegen der einmal verbrannte Kohlenwasserstoff nicht recycelbar und treibt die Klimakrise an.
Um die Rohstoffsituation für die Batteriezellenproduktion zu verbessern, wollen wir unter anderem ambitionierte Sammelziele für Altbatterien aus Elektrofahrzeugen, separate Recyclingquoten für die einzelnen Materialien sowie Mindesteinsatzquoten für Rezyklate im Batteriegesetz festlegen. Außerdem muss die Bundesregierung für weniger negative ökologische und soziale Effekte beim Abbau neuer Rohstoffe sorgen, indem sie sich auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene für besseren Menschenrechtsschutz und klare Nachhaltigkeitskriterien in internationalen Lieferketten einsetzt. Außerdem muss sie einen Gesetzentwurf über verbindliche unternehmerische Sorgfaltspflichten vorlegen und auf UN-Ebene an der Erarbeitung eines rechtsverbindlichen Abkommens über Wirtschaft und Menschenrechte mitwirken.
Aufgrund der Anzahl Ihrer Fragen möchten wir Sie im Übrigen gern auf die Seite der grünen Bundestagsfraktion verweisen. Hier finden Sie zahlreiche Informationen zu vielen verschiedenen Themen, auch den von Ihnen erwähnten:
- Klimaschutz https://www.gruene-bundestag.de/themen/klimaschutz
- Mobilität https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet
- Küken https://www.gruene-bundestag.de/themen/tierschutz/kuekentoeten-geht-weiter und unser Antrag dazu http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/078/1807878.pdf
Zur letzten Frage, warum Sie zu manchen Themen scheinbar nichts bemerken: Wir sind leider nicht in Regierungsverantwortung. Wir müssen stattdessen versuchen über Bundestagsanträge, bzw. Anfragen die Öffentlichkeit zu erreichen und so unserem Teil dazu beitragen, dass der öffentliche Druck wächst und die Regierung handelt. Als kleinste Oppositionspartei sind unsere Möglichkeiten dazu nicht unbegrenzt und auch nicht alles was wir als wichtig erachten, findet am Ende die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit.
Beste Grüße
Team Annalena Baerbock