Frage an Annalena Baerbock von Regina T. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
in bezug auf die tierquälerei (im großen und im kleinen betrieb) möchte ich anfragen ob die grünen aktiv etwas dagegen anstreben und nicht nur fordern(z.b. gesetzesvorschlag strafmaßänderung,statt geld-haftbußen etc.)
nachdem ich die jüngste tierquälerei an milchkühen zu sehen bekam (ARD-sendung "Report Mainz" vom 9.7.) fürchte ich dass man als tierfreund bald gar keine "normalen" lebensmittel mehr kaufen kann. Wird man von den grünen bald aktiv etwas an vorschlägen hören oder brauchen wir gemäß der klimaaktion eine art von aktion wie "Thursday for chicken"?
Sehr geehrte Frau T.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Auch uns ist der Tierschutz ein großes Anliegen.
Schon seit vielen Jahren fordert die bündnisgrüne Bundestagsfraktion: Die industrielle Massentierhaltung muss enden - und das in den nächsten 20 Jahren. Wir wollen die Art und Weise, wie wir unser Essen produzieren, verändern. Denn unter den Bedingungen der heutigen Nutztierhaltung leiden in erster Linie die Tiere. Die Tierschutzgesetze in Deutschland sind nicht ausreichend oder werden unzureichend umgesetzt. Die Nutztiere ertragen in ihrem oft kurzen Leben häufig qualvolle Haltungsbedingungen. Leidende Tiere gehören zum Alltag und werden bei Kontrollen als „normal“ hingenommen. Um etwas zu verändern, müssen die erforderlichen Daten über die Gesundheit der Tierbestände nach einem standardisierten Verfahren erhoben werden. Denn in der politischen Auseinandersetzung argumentieren die Agrarlobbyverbände, die Verletzungen seien nicht durch die Haltung verursacht, sondern durch das schlechte Management einzelner Betriebe. Ließe sich aber in einheitlichen und repräsentativen Untersuchungen feststellen, dass die Verletzungen der Tiere auch nur annähernd systematisch und in so großen Dimensionen auftreten, wie wir es vermuten, stünde fest, dass die gesetzlichen Vorgaben für die Haltung nicht ausreichen. Das Dauerargument, dass es sich nur um Einzelfälle handle, wäre auch statistisch belegt vom Tisch.
Unverzichtbar sind strenge, unangemeldete Kontrollen. Wir wollen eine Landwirtschaft, die mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie, die das Klima schützt und die Artenvielfalt bewahrt. Dafür ist es wichtig, Fördergelder umzuschichten. Wir fordern: Öffentliches Geld soll es nur noch für gesellschaftliche Leistungen geben. So soll eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft ohne Ackergifte, Tierleid und Gentechnik gefördert werden. Wir fordern außerdem einen Naturschutzfonds von 15 Milliarden Euro jährlich für Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft.
Für uns steht fest: Die Zustände der Agrarindustrie sind einer modernen Gesellschaft unwürdig. Deshalb muss sich jetzt etwas ändern. Dazu gehört es, neben der Verbesserung der Haltung der Nutztiere und einem Umdenken in Bezug auf ökologische Landwirtschaft, ein Umdenken beim Konsum tierischer Lebensmittel anzustoßen. Dies ist auch aus Klimaschutzgründen eine wichtige Entwicklung. Um dies zu erreichen, sollen in Schulen und Ausbildung die globalen Folgen unserer Lebensmittelproduktion thematisiert und verdeutlicht werden. Zudem müssen die Informationen über Tierhaltung viel transparenter und zugänglicher gemacht werden. Wir wollen alle tierischen Produkte auf einen Blick erkennbar mit Informationen über die Tierhaltung auszeichnen, so wie es bei der Eierkennzeichnung bereits der Fall ist. Nur so können Verbraucher*innen wirklich eine Entscheidung darüber fällen, ob und wenn ja welches Fleisch sie essen wollen. Die Frage der Ernährung ist in Bezug auf das Klima eine der entscheidendsten.
Bei unserem Einsatz für eine zukunftsfähige Landwirtschaft wissen wir uns unterstützt von vielen Verbraucher*innen, die möglichst gut und gesund essen wollen. Deshalb kämpfen wir im Bundestag weiter für ein politisches Umsteuern hin zu einer ökologischen Landwirtschaft ohne Tierleid. Leider tut die Regierungskoalition in diesem Bereich viel zu wenig. Wir werden ihre Arbeit deshalb weiter kritisch begleiten.
Aktuelle Infos zum Thema Tierschutz finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/tierschutz
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock