Frage an Annalena Baerbock von Stephan M. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Baerbock,
worin sehen sie die Möglichkeiten der Politik durch ausgewogenere Kommunikation der gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken?
Ist die Polarisierung, die z.B. auch durch eine immer sichtbarer werdende Identitätspolitik der Grünen mitbefeuert wird, am Ende gezieltes Mittel zum politischen Zweck, eine gerechtere Gesellschaft zu erreichen? Soll sich am Ende niemand mehr sicher fühlen dürfen, weil er einer zutiefst rassistischen respektive diskriminierenden Gesellschaft entstammt, die erst durch eine umfangreiche Umwertung der Verhältnisse im Sinne der von den Grünen vertreten Werte noch Legitimität besitzt?
Ich vermisse ausgleichende Positionen, die Brücken zwischen scheinbar unvereinbaren Standpunkten bauen. So wie Gustav Heinemann, als er in einer Fernsehansprache am 14.04.1968 nach den gewalttätigen Ausschreitungen gegen den Springer Verlag die folgenden Worte sprach: "Wer mit dem Zeigefinger allgemeiner Vorwürfe auf den oder die vermeintlichen Anstifter oder Drahtzieher zeigt, sollte daran denken, dass in der Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger zugleich drei andere Finger auf ihn selbst zurückweisen."
Spielen solche Denkweisen, wie die von Herrn Heinemann bei den Grünen noch eine Rolle?
Mit freundlichen Grüßen
S. M.
Sehr geehrter Herr Maier,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Die Auseinandersetzungen unserer Zeit sind ein Indikator, dass wir eine lernende Demokratie sind. Wir sind mittendrin, Regeln und Gemeinsamkeiten für eine vielfältige Gesellschaft neu zu definieren. Politischer Streit ist anstrengend, aber die Voraussetzung für neue Lösungen. Dieses Verständnis einer vielfältigen Debattenkultur ist ein Ja zur offenen Gesellschaft. Als eine politische Partei, die basisdemokratisch ist und einem offenen demokratischen Prinzip folgt, stehen wir ganz besonders in der Pflicht. Es tut uns leid, wenn wir bei Ihnen den Eindruck von Polarisierung erwecken. Eine Spaltung der Gesellschaft ist nicht unsere Intention. Im Gegenteil: Wir wollen alle interessierten Menschen einbinden, berechtigte Interessen abwägen und Kompromisse suchen. Ziel unserer grünen Kommunikation sind Kooperation und die Suche nach Gemeinsamkeiten.
Mit freundlichen Grüßen
Team Annalena Baerbock
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