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Annalena Baerbock
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Frage von Hans T. •

Frage an Annalena Baerbock von Hans T. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Baerbock.
Ich sah die Sendung mit Frau Illner am 4. Oktober - Thema Diesel.
Ich fand Ihre Redebeiträge durchweg wirklich sehr gut und ganz im Sinne der Bevölkerung.
Mit einer Ausnahme: Der Strom kommt aus dem deutschen Strommix mit mehr als 500 g CO2/kWh. Batterieherstellung und -entsorgung verursachen hohe Umweltbelastungen. Ich verteidige damit nicht den alten Verbrennungsmotor, habe selbst eine PV am Hausdach…
Aber wie erklären Sie, dass E-Autos – wie auch Sie sagten – „emissionsfrei“ sind?
Wie haben Sie vor, dass die GRÜNEN über die E-Fahrzeuge korrekt informieren?

Herzliche Grüße,
H. T.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr T.,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich Ihnen gerne beantworte. Völlig richtig wie von Ihnen geschildert ist, dass ein Elektroauto nur Sinn macht, wenn es mit emissionsfreiem Strom – etwa aus Wind und Sonne – „betankt“ wird. Deshalb wollen wir von Bündnis 90/Die Grünen bis spätestens 2030 insgesamt 100 Prozent Erneuerbare Energien im Strommix haben. Aber selbst heute lohnt sich schon ein Kauf eines Elektroautos – denn der dt. Strommix besteht aktuell aus 38 Prozent Erneuerbaren Energien. Ein Diesel- oder Benzin-Auto fährt mit 100 Prozent fossilen Rohstoffen. Besitzer von Elektroautos - wie jeder andere Stromkunde - haben zudem die Möglichkeit, einen Stromvertrag mit einem Ökostromanbieter abzuschließen, so dass sie 100 Prozent Erneuerbare Energien beziehen.

Zu Ihrer Frage zur Umweltbilanz: Uns liegt keine Öko- oder Klimabilanz vor, die Benzin- oder Dieselverbrenner gegenüber Elektroautos im Vorteil sehen. Grundsätzlich geht es bei den Klimabilanzen nur um den Zeitpunkt, ab wann ein Vorteil bei der Klimabelastung eintritt. Dabei werden Materialgewinnung und Entsorgung mit betrachtet. Die Ökobilanzen beziehen die Emissionen von Stickoxiden und Feinstaub mit ein – dabei zeigt sich ein noch besseres Abschneiden der Elektroautos.
Darüber hinaus werden weitere Potentiale aufgezeigt: ein Ausbau der Recyclingquote und die ausschließliche Verwendung von grünem Strom lassen den ökologischen Vorteil des Elektroautos noch früher eintreten.

Kritiker der Elektromobilität verweisen häufig auf die schmutzige Produktion der seltenen Erden – im Falle der Elektroautos ist das Dysprosium zu nennen. Tatsächlich entsteht jedoch kein zusätzlicher Umweltschaden, da Dysprosium als Nebenprodukt bei der Extraktion von Yttrium gewonnen wird. Außerdem sind der geringe Bedarf und die Wiedereinsatzmöglichkeit ein weiterer großer Vorteil. Elektrische Geräte und Maschinen wie Elektroautos und herkömmliche Motoren benötigen verschiedene Metalle. Dysprosium ist kein Bestandteil der Akkus, sondern der Permanentmagneten im Elektromotor. Diese Magneten sind langlebig und können wiederverwendet werden. Klar ist, durch die Elektrowagen wird es einen Austausch von Materialien geben: einige werden vermehrt benötigt, andere kritische Rohstoffe wie Platin und Palladium werden weniger benötigt. Grundsätzlich gilt, dass es bei jeder Rohstoffgewinnung Umweltschäden gibt, auch in Deutschland. Deshalb fordern wir Vermeidung und Recycling und setzen uns für Verbesserungen bei der Gewinnung von Rohstoffen in Deutschland und in anderen Ländern ein. Dies gilt aber für alle Rohstoffe, seien es andere Metalle, fossile oder auch natürliche Rohstoffe. Auch Lithium wird von Kritiker*innen gerne angeführt. Ca. 1/3 des heute genutzten Lithiums wird in Akkus hauptsächlich für elektronische Geräte verwendet, ein weiteres Drittel für die Glas- und Keramikherstellung, der Rest verteilt sich auf verschiedene Anwendungen.
Lithium ist zur Zeit so reichlich vorhanden, dass es sich wirtschaftlich noch nicht lohnt, es zu recyceln – umweltpolitisch wäre es aber sinnvoll. Recycling ist bei Metallen, wie bei Lithium, besonders gut möglich, da Metalle sich nicht verbrauchen. Auto-Akkus können wie auch Akkus aus elektronischen Geräten heute schon recycelt werden. Die Technik ist die gleiche und steht für den Moment zur Verfügung, in dem Lithium knapp werden wird.

Mit freundlichen Grüßen
Annalena Baerbock

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