Frage an Annalena Baerbock von Kai S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Bearbock,
wie stehen Sie und Ihre Partei zu körperlichen Freizügigkeit z. B. in Schulen?
In einigen Schulen ist es Schülerinnen nicht mehr gestattet eine "Hotpans" zu tragen.
Gleiches gilt auch für Schüler mit "Tanktops".
Sind die Maßnahmen dieser Schulen legitim?
Hier der Link zum Vorfall: https://mobil.stern.de/neon/wilde-welt/gesellschaft/schuldirektor-macht-ansage--uebergrosse-t-shirts-fuer-schuelerinnen-in-kurzen-hotpants-8157044.html
Mit besten Grüßen
Sehr geehrter Herr S.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Über die von Ihnen angesprochene Frage wird seit Jahren pünktlich zum Sommeranfang immer wieder hitzig diskutiert. Ärmellose Tops, tiefe Ausschnitte und angeblich zu kurze Hosen werden bei steigendem Thermometer plötzlich zum Konfliktthema. Es ist ganz sicher nicht die Aufgabe der Bundespolitik, Schülerinnen und Schülern vorzuschreiben, was sie im Sommer auf dem Schulhof zu tragen haben. Auch in den Landesschulgesetzen finden sich übrigens keine Hinweise darauf, was denn nun die passende Kleidung ist und was nicht. Schulen können also grundsätzlich selbst in ihren jeweiligen Schul- oder Hausordnungen Bekleidungsregeln festlegen. Ob das aber wirklich notwendig ist, ist zumindest zu bezweifeln.
Ich persönlich habe jedenfalls kein Problem damit, wenn sich junge Menschen im Sommer auch sommerlich kleiden. Jede Schülerin und jeder Schüler darf zu Recht selbst entscheiden, welche Kleidung sie oder er tragen möchte. Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit endet schließlich nicht am Schultor. Jugendliche wollen sich nun einmal ausprobieren und auf dem Weg zur Selbstfindung spielt auch die Kleidung eine große Rolle. Auch erscheint mir oft das, was auf der Kleidung ist (Piktogramme, Parolen) viel problematischer, als die Art der Kleidung. Wenn sich jemand wirklich unpassend kleidet und sich MitschülerInnen oder Lehrkräfte davon beleidigt oder gestört fühlen, kann ein offenes Gespräch in der Regel mehr bewirken als restriktive Verbote. Was sommerliche Kleidung angeht, kann sicher auch etwas mehr Gelassenheit nicht schaden.
Uns Grünen ist es ein Anliegen, auch über die wichtigeren Baustellen unseres Bildungssystems zu sprechen. Welche technische Ausstattung brauchen Schulen, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen? Wie können wir mehr Bildungsgerechtigkeit in der Einwanderungsgesellschaft schaffen? Und was brauchen Schulen und Lehrkräfte, damit sie die Inklusion im Klassenzimmer gut umsetzen können? Diese Fragen nach einem modernen, leistungsfähigen und gerechten Bildungssystem sind aus meiner Sicht wichtiger, als Scheindebatten über Hotpants, Tanktops oder Jogginghosen.
Herzliche Grüße
Annalena Baerbock
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