Frage an Anna Schupp von Herbert B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Was ist Ihr persönlicher Beitrag zur Flüchtlingskrise? Spenden Sie einen Teil Ihres Einkommens? Haben Sie Flüchtlinge privat aufgenommen? Besuchen Sie regelmäßig die Kölner Domplatte?
Lieber Herr B.,
mir ist es wichtig, auch persönlich dazu beizutragen, dass Flüchtlinge in Deutschland gut aufgenommen werden - auf antifaschistischer Grundlage. Ich persönlich habe bei freiwilligen ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen am Bau des "Haus der Solidarität" mitgewirkt, einer Flüchtlingsunterkunft in Thüringen, die besonderen Wert darauf legt, dass Flüchtlinge nicht nur untergebracht und "verwaltet" werden, sondern in ihrer Unterkunft auch selbstbestimmt leben, Verantwortung übernehmen und ihre Fähigkeiten und Kraft in den weiteren Aufbau der Anlage, das konstruktive Zusammenleben und die gemeinsame Bewältigung der Erfahrungen mit Krieg, Flucht und Integration einbringen können. Dieses Zukunftsweisende Projekt wird von der (linken) Landesregierung Thüringen bisher leider boykottiert.
Hier in Darmstadt zähle ich Geflüchtete aus Syrien zu meinen Freunden, ich habe tatkräftig unterstützt, dass sie in Darmstadt eine Wohnung finden, die Kinder zügig die Schule und den Kindergarten besuchen konnten. 2015 habe ich den Bau eines Gesundheitszentrums im zerstörten Kobanê in Syrien unterstützt - mit Spenden und indem ich das Projekt bekannt gemacht habe. Hier findet sich eine interessante Dokumentation darüber: https://www.youtube.com/watch?v=ggiRbdMCFvo
Darüber hinaus finde ich es bedeutsam, dass wir nicht nur alle mit anpacken, die konkreten Probleme zu lösen, sondern dass tatsächlich Fluchtursachen bekämpft werden. Im Internationalistischen Bündnis haben sich fortschrittliche, klassenkämpferische und revolutionäre Kräfte zusammengeschlossen für die Idee einer Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Denn die Fluchtursachen bekämpfen - das bedeutet meiner Meinung nach, die Profitwirtschaft zu bekämpfen, die mit ihrem Konkurrenzkampf unter den Internationalen Konzernen (in Zusammenarbeit mit ihren jeweiligen Regierungen) die wesentliche Ursache ist für Krieg, Hunger, Umweltzerstörung.
Falls Sie mit der Kölner Domplatte auf Fälle sexueller Übergriffe durch Flüchtlinge anspielen: Solches Verhalten ist auf keinen Fall zu tolerieren und muss konsequent bestraft werden - so wie bei deutschen Männern auch. Wie viele Frauen in der kämpferischen Frauenbewegung wehre ich mich aber auch dagegen, dass diese Fälle instrumentalisiert wurden und werden, um eine generelle Hetze gegen Flüchtlinge zu verbreiten und schärfere Asylpolitik durchzusetzen. Wer faschistischen Terror verbreiten will (ob nationalistisch oder religiös begründet) oder Frauen vergewaltigt, der gehört abgeschoben - wer vor eben solchem Terror, Krieg oder dem drohenden Hungertod flieht, braucht unsere Solidarität.
mit freundlichen Grüßen
Anna Schupp