Anna Deparnay-Grunenberg (2023) in Stuttgart
Anna Deparnay-Grunenberg
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Maria H. •

Guten Tag Anna Deparnay-Gruneneberg, werden Sie sich weiterhin für ein Förderprogramm für Kommunen, die eine Gemeinwohl-Bilanz schreiben, einsetzen? Wie ist der aktuelle Stand der Dinge? Mit freundl.

Geht es bei Ihrem diesbezüglichen Engagement um die Gemeinwohl-Bilanzierung von Kommunen oder auch um die Förderung der Bilanzierung von privaten und kommunalen Organisationen in diesen Kommunen, bzw. in einem Stadtbezirk einer Großstadt?

Mit freundlichem Gruß,
M. H.
GWÖ AG Unternehmen Region Düsseldorf und Umgebung

Anna Deparnay-Grunenberg (2023) in Stuttgart
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau H.,

 

Herzlichen Dank für Ihre Frage, die ich mit "Ja" beantworte; ich setze mich weiterhin mit voller Kraft für solche Förderprogramme ein. Vielleicht haben Sie davon gehört, dass ich ein Pilotprojekt bei der Kommission eingereicht hatte mit dem Titel "Local Green Deals".

Die Idee war, einen Anstoß geben, um soziale und ökologische Gemeinwohlregionen in Europa zu initiieren. Konkret sollten kleine und mittelständische Unternehmen (kommunale und privatwirtschaftliche), in Begleitung der jeweiligen lokalen Verwaltung, eine umfassende ethische Evaluierung (basierend auf einer ausgewählten Methode, wie bspw. der Gemeinwohlökonomie, B Corporation, Cradle to Cradle) durchlaufen können. Die Unternehmen könnten durch den ethischen Bilanzierungsprozess feststellen, wie sozial, ökologisch, demokratisch und menschengerecht sie wirtschaften. Diese Einschätzung soll den Unternehmen helfen, sich und ihre gesamten Lieferketten langfristig nachhaltiger auszurichten. Auch Kooperationen und Netzwerke, die ethisches Wirtschaften unterstützen, können dadurch vor Ort gestärkt werden. Hier können Sie mehr dazu lesen https://anna.deparnay-grunenberg.eu/2021/05/06/gemeinwohl-regionen-foerdern/

 

Das Ergebnis der Beurteilung des Projektes durch die Kommission war, dass es leider nicht verwirklicht wird, da bereits Strukturen vorhanden seien, die eine solche Förderung ermöglichen. Dem möchte ich auf den Grund gehen und habe entsprechende Recherchen eingeleitet, sobald es hierzu konkrete Informationen gibt, teile ich diese gerne.

 

Zudem habe ich mich mit meinen Kolleg*innen aus anderen Ausschüssen zusammengesetzt, da eine neue EU-Richtlinie kommen wird, welche die Berichtserstattung über soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Unternehmen einfordert. Wenn diese Richtlinie klare Kriterien setzt und möglichst viele Unternehmen fasst, dann könnte dies die Grundlage für folgende Steuerung sein:

  • Erstens, Bevorzugung von Unternehmen mit einem gutem “ethical score” in der Öffentlichen Vergabe. Das ist keine Kleinigkeit, denn Aufträge der öffentlichen Hand machen in der EU 14% des BIP aus mit mehr als 1,9 Billionen Euro jährlich.  In den Sektoren Energie, IT, Verkehr, Verteidigung und Gesundheit gilt die öffentliche Hand als Hauptauftraggeber.
  • Zweitens, Bevorzugung von Unternehmen mit gutem “ethical score” bei der Verteilung öffentlicher Fördermittel auf allen Ebenen (kommunal, regional, landes-, bundes- und europaweit). Was das für Auswirkungen haben kann, wird recht schnell klar, wenn man sich vorstellt, den größten Fördertopf der EU überhaupt – die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) an Betriebe zu vergeben, die besonders hochwertige und nachhaltige Lebensmittel produzieren. Es wäre ein unglaublicher Gewinn für Bodenfruchtbarkeit, Grundwasserqualität, Lebensmittelqualität, regionale Ernährungssicherheit, Artenvielfalt und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft! Dem Hofsterben würde etwas entgegengesetzt und vielfältige Formen der nachhaltigen Landwirtschaften würden florieren. (Hierzu haben ich und meine wiss. Mitarbeiterin auch in 2019/20 folgend der Internationalen GWÖ Konferenz in Bremen einen Artikel mit Appell an die Wissenschaft und Politik verfasst https://anna.deparnay-grunenberg.eu/wp-content/uploads/2020/08/Cultivating-Common-Good_Anna-Deparnay-Grunenberg-Bianca-Llerandi.pdf
  • Drittens sollten Unternehmen je nach ihrer ethischen Bilanz besteuert werden. Wer soziale und ökologische Kosten niedrig und vor allem im Unternehmen selbst angeht (internalisiert), sollte weniger zahlen müssen, als Unternehmen die ihre Kosten auf die Allgemeinheit abwälzen (externalisieren).

Hier können Sie dazu mehr lesen https://anna.deparnay-grunenberg.eu/2021/07/16/es-sieht-aus-wie-reine-buerokratie-aber-es-riecht-so-verdammt-nach-zukunft-2/

 

Sie sehen ich bleibe weiter dran! Und wie ich in Ihrer Signatur erkenne, Sie auch!  Um mehr Veränderung zu schaffen, brauchen wir auch Veränderung in der Bundesregierung! Hoffen wir, dass möglichst viele Menschen in dem Bewusstsein wählen gehen, dass dies die letzte Bundesregierung ist, die aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen kann, bevor es zu spät ist.