Frage an Anke Erdmann von Anna U. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Erdmann,
Ich denke, wir sind uns einig, dass es in SH dem Bildungssystem an Chancengleichheit fehlt.
Um dies zu ändern, muss aber vorausgesetzt sein, dass Bildung komplett kostenfrei ist. Wie stehen Sie dazu, dass SchülerInnen der Oberstufe teilweise 580 Euro im Jahr allein für Busfahrten zahlen, dass sich Familien keine Nachhilfe für ihr Kind leisten können, dass teure Bücher und Materialien angeschafft werden müssen? Zweitens würde ich gerne nochmal Ihre Meinung zur Drei- bzw. (jetzt) Zweigliedrigkeit des Schulsystems hören. Mit der gymnasialen Schulzeitverkürzung ist es SchülerInnen der Regionalschulen nämlich nicht mal mehr möglich, auf ein Gymnasium zu wechseln und ein Abitur an der Gemeinschaftsschule wird damit schnell zum Abitur zweiter Klasse. Somit wird weiterhin früh über die Zukunft eines Kindes entschieden.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Ulmer
Sehr geehrte Frau Ulmer,
sie sprechen einen wichtigen Punkt an - wir setzen uns auf Bundesebene für eine Kindergrundsicherung ein. Diese soll unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werden und beträgt 330 Euro. Ausgezahlt werden soll das Geld bis die Jugendlichen 18 Jahre sind. Danach gibt es - ebenfalls elternunabhängig - eine Ausbildungsfinanzierung, die auch SchülerInnen in der Oberstufe bekommen. (Die Gegenfinanzierungsvorschläge entnehmen Sie, wenn es Sie interessiert bitte unserem Programm.)
Ich bin Verfechertin der Gemeinschaftsschule, aber ich bin mir auch sicher, dass Schulreformen nur gelingen, wenn sie mit den Schulen gemacht werden. Darum ist die Zweigliedrigkeit ein vernünftiger Ansatz. Ihre Auffasung, dass der Wechsel von einer Regional- bzw. Gemeinschaftsschule in die gymnasiale Oberstufe nicht möglich sei, teile ich nicht: Denn das Jahr für das Turboabi wird ja in der Sekundarstufe 1 eingespart. Die SchülerInnen von Regional- und Gemeinschaftssschule wären durchschnittlich nur ein Jahr älter, wenn Sie in die Oberstufe gehen. Und genau so wird es in Kiel werden: Die neuen Gemeinschaftsschulen werden größtenteils erstmal keine eigene Oberstufe erhalten - sie kooperieren aber mit verschiedene Gymnasien. Wir Grünen wollen uns aber mit der Oberstufenreform zur Profiloberstufe und auch der Umsetzung des Turbo-Abis nicht zufrieden geben: Wir setzen uns für flexiblere Wahlmöglichkeiten ein - und wir wollen, dass die Schulzeitverkürzung in der Oberstufe erfolgt: Dort soll es möglich sein, sowohl in zwei oder in drei Jahren die Oberstufe zu durchlaufen. Und in persönlichen Härtefällen, könnte es dann auch mal vier Jahre dauern. In einem flexiblen System wäre das kein Problem. Zusammen in Beratung mit den Schulen, werden wir hier nötige und mögliche Änderungen auf den Weg bringen. Entschuldigen Sie bitte, dass ich die Frage nicht eher beantwortet habe.
Freundliche Grüße
Anke Erdmann