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Anke Domscheit-Berg
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Frage von Carsten K. •

Wie wurden in der "Corona-Zeit" die Inzidenzwerte berechnet ?

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Sehr geehrter Herr K.

als Digitalpolitikerin bin ich keine Expertin für Gesundheitspolitik, daher habe ich bei der zuständigen Bundesbehörde, dem Robert-Koch-Institut, die nachfolgenden Informationen nachgelesen.

Während der Corona-Pandemie wurde der Inzidenzwert als eine der zentralen Kennzahlen verwendet, um das Infektionsgeschehen in einer Region zu überwachen. Die 7-Tage-Inzidenz, also der Wert, von dem meist die Rede war, wurde dabei laut RKI folgendermaßen berechnet:

1. Erfassung der Neuinfektionen: Zunächst wurden die neuen COVID-19-Fälle erfasst, die innerhalb von sieben aufeinanderfolgenden Tagen gemeldet wurden. Diese Fälle wurden von den Gesundheitsämtern an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet.

2. Berechnung der Inzidenz: Die 7-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen aufgetreten sind. Dazu wurden die gemeldeten Neuinfektionen der letzten sieben Tage addiert.

Die Berechnung erfolgte durch folgende Formel:

7 Tage Inzidenz = (Summe der Neuinfektionen der letzten 7 Tage : Bevölkerungsanzahl) x 100.000

Beispiel: Wenn in einer Stadt mit 500.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen 250 neue COVID-19-Fälle gemeldet wurden, dann wäre die 7-Tage-Inzidenz:

7 Tage Inzidenz = (250 : 500.000) x 100.000 = 50

3. Anwendung und Bedeutung: Der Inzidenzwert wurde genutzt, um Maßnahmen zu steuern, z.B. ob es zu Lockerungen oder Verschärfungen der Corona-Maßnahmen kommen sollte. In Deutschland waren bestimmte Schwellenwerte, wie z.B. in der ersten Phase der Pandemie eine 7-Tage-Inzidenz von 50 oder 100, von Bedeutung, um regional unterschiedliche Maßnahmen einzuleiten. Die Verantwortung lag hier bei den Ländern und Kommunen. 

Die Berechnung der Inzidenz war ein wichtiger Indikator, wurde jedoch auch kritisch diskutiert, da sie stark von der Teststrategie und der Meldegeschwindigkeit der Gesundheitsämter abhing. So wurden lange nur PCR Testergebnisse gezählt, aber der Zugang zu einer PCR Testmöglichkeit war je nach Zeit und Region extrem unterschiedlich. Bei mir im ländlichen Brandenburger Raum gab es längere Zeit kaum eine PCR Testmöglichkeit, wer an Corona erkrankt war, konnte das zwar mit Selbsttest irgendwann feststellen, wurde aber gar nicht erfasst und ist daher auch nicht in die Inzidenz-Berechnung eingeflossen.

Die Meldegeschwindigkeit war ein Thema, mit dem ich als Digitalpolitikerin tatsächlich sehr viel zu tun hatte. Die digitalen Meldeprozesse funktionieren eine sehr lange Zeit überhaupt nicht, denn die Meldeketten waren analog und sehr langsam und der Ausbau digitaler Meldeketten zog sich unerträglich lang hin und machte viele Probleme. Es gab zwar eine geeignete Software dafür, aber viele Gesundheitsämter verwendeten sehr unterschiedliche eigene Fachanwendungen, die jeweils unterschiedlich mit dieser Meldesoftware integriert werden mussten. Dafür fehlte es an Ressourcen auf Seiten des Bundes, wo die Meldesoftware bereitgestellt wurde, aber auch an Ressourcen auf Seiten der Gesundheitsämter, die in jener Zeit ohnehin überlastet waren. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland war leider auf einem bedauernswert schlechten Stand zu Beginn der Pandemie und von einem guten Stand kann man immer noch nicht reden. Zumindest die digitalen Meldeketten gibt es jedoch inzwischen. Diese betreffen auch nicht nur die Gesundheitsämter, sondern auch die Krankenhäuser, z.B. für den sogenannten Hospitalisierungsindex. Hier eine beispielhafte schriftliche Frage von mir an die Bundesregierung vom Juli 2022, denn da war immer noch keine flächendeckende digitale Meldung aus Krankenhäusern etabliert: 

https://mdb.anke.domscheit-berg.de/2022/07/schriftliche-frage-zu-elektronischen-meldewegen-tagesaktueller-covid-19-hospitalisierungsraten/

Inzwischen werden Infektionsraten anhand von Analysen der Abwasserdaten hochgerechnet, da das Infektionsgeschehen über den Testweg kaum noch erfassbar ist, denn die meisten Covid Erkrankungen dürften nicht mehr gemeldet werden. Von meiner Corona Erkrankung vor wenigen Wochen hat auch kein Gesundheitsamt etwas mitbekommen... Ich habe mich selbst getestet, blieb zuhause und habe mich dort auskuriert.

Die Frage der Digitalisierung im Gesundheitswesen im Sinne des Gemeinwohls wird mich auch weiter beschäftigen, es ist noch ein langer Weg bis dahin.

Ich hoffe, damit Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Anke Domscheit-Berg

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