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Anja Weisgerber
CSU
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Frage von Heike H. •

Frage an Anja Weisgerber von Heike H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Weisgerber,

Sie stimmen mir sicher zu, wenn ich behaupte "unsere Gesundheit ist das am meisten zu schützende Gut"?

Diesen Satz fand ich als Einstieg in mein Problem einen guten Start.
Ich habe in München Freunde. Meine Freunde haben das eigentliche Problem, denn sie haben einen Sohn mit der sog. Mondscheinkrankheit ( lat. Xeroderma Pigmentosum). Es ist ein Gendefekt und die Symptome sind, dass dieser Junge und noch weitere 50 andere Patienten UV-Licht (also Sonnenstrahlen) meiden müssen. D.h. diese Patienten dürfen nicht an das Tageslicht. Sie können nur in Ausnahmefällen mit Schutz (UV-Schutzkleidung, UV-Sonnenschutzcreme usw.) am normalen Leben teilhaben. Nun haben wir Probleme mit den gesetzlichen Krankenkassen, denn diese Krankheit steht anscheinend in keinem Krankheitskatalog und wird somit in keinster Weise finanziell aufgefangen. Also man bekommt keine Sonnenschutzcreme, keine UV-Schutzkleidung einfach gar nichts. Keiner fühlt sich zuständig, alles wird hin- und hergeschoben. Letzendlich müssen die Patienten dafür selber aufkommen. Das Resultat von "in die Sonne gehen" ist der Hautkrebs. Und falls dieser wieder mal aufgetreten ist, wird die OP bezahlt von der Krankenkasse. Es leuchtet mir einfach nicht ein, warum diese OP´s bezahlt werden, die viel teurer sind, als die Sonnenschutzcreme sozusagen als Verhütung. Wenn ich als Frau zum Frauenarzt gehe, bekomme ich doch auch meine Vorsorge bezahlt. Warum geht das hier nicht? Und wir reden nicht von einer OP in 5 Jahren, sondern wir reden von min. 5 OP´s in einem Jahr. Abgesehen davon dass es den "Mondscheinkindern" auch seelisch sehr schlecht geht, weil sie kaum Kontakt zur Außenwelt haben können, werden sie auch noch sooooo im Stich gelassen. In meinem Bundesland (NRW) gibt es 7 Patienten und ich kämpfe und kämpfe. Ich habe eine Petition geschrieben und sie ist noch in Bearbeitung. Aber die Sonne scheint und dieses Jahr ist schon ein Mondscheinkind verstorben.

Gruß, Heike Harrison

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Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau Harrison,

für die Zusendung Ihrer Anfrage über das Portal "Abgeordnetenwatch" danke ich Ihnen. Der von Ihnen geschilderte Fall eines an der Mondscheinkrankheit leidenden Kindes hat mich persönlich sehr berührt. Ich gebe Ihnen völlig recht, dass unsere Gesundheit das wichtigste Gut ist, das wir besitzen.

Die Gesundheitspolitik ist jedoch in erster Linie Aufgabe der EU-Mitgliedstaaten. Die EU ist in ihrem Wirken in der Gesundheitspolitik weitgehend auf die Vorgabe von europaweiten Zielen und auf den Austausch sowie die Koordinierung der mitgliedstaatlichen Maßnahmen beschränkt. Deshalb hat die EU keine Kompetenzen, auf die Kostenübernahme im Fall der Mondscheinkrankheit durch die nationalen Krankenkassen einzuwirken. Ich empfehle Ihnen deshalb, sich an den für Sie zuständigen Bundestagsabgeordneten zu wenden.

Ich verstehe Ihr Anliegen, dass es bei dem Sohn Ihrer Freunde darum geht, die Bildung von Hautkrebs durch geeignete Maßnahmen zu verhüten und hoffe, dass Sie bei den Krankenkassen hinsichtlich der Übernahme von UV-Schutzkleidung oder Sonnencreme Erfolg haben werden.

Im Rahmen ihrer sehr begrenzten Möglichkeiten im Gesundheitsbereich engagiert sich die EU sehr stark für den besseren Gesundheitsschutz der Bürger. So hat das Europäische Parlament beispielsweise zusammen mit dem Rat ein Aktionsprogramm der Gemeinschaft zur öffentlichen Gesundheit verabschiedet. Mit den Forschungsrahmenprogrammen der EU werden auch die Erforschung neuer Krankheiten und deren Heilung vorangetrieben. Weiterhin haben wir als Abgeordnete des Ausschusses für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit im Europäischen Parlament erst vor wenigen Wochen die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten aufgefordert, geeignete Maßnahmen gerade in der Prävention und Früherkennung zu ergreifen, um Krebskrankheiten in Zukunft zu verringern. Denn auch wir als Abgeordnete im Europäischen Parlament sind Ihrer Ansicht, dass Vorbeugen besser ist als Heilen.

Den genauen Text des Entschließungsantrags finden Sie hier:
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//NONSGML+MOTION+B6-2008-0132+0+DOC+PDF+V0//DE

Wie Sie sehen können, setzen wir uns sehr stark für die Forschung im Gesundheitsbereich und für die Prävention ein. Damit kämpft die EU dafür, dass Kinder wie der Sohn Ihrer Freunde in Zukunft ein normales Leben führen und die Sonne genießen können. Die Entscheidung über die konkrete Ausgestaltung der Gesundheitspolitik wird aber weiterhin auf mitgliedstaatlicher Ebene getroffen.

Mit freundlichen Grüßen
Anja Weisgerber

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