Frage an Anja Schillhaneck von Barbara B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Schillhaneck,
meine Tochter hat sich mit einem Notendurchschnitt von 2,4 an allen Berliner Hochschulen und einer Fachhochschule um einen Studienplatz beworben. Sie hat keinen bekommen, der Abiturdurchschnitt für die, die einen Platz bekommen haben, lag weit unter 2. Ich bin der Meinung, dass aber auch "normale" Abiturienten die Möglichkeit haben müssten, in ihrer Heimatstadt zu studieren, immerhin finanzieren wir Eltern ja die Berliner Universitäten und wollen oder können nicht noch das Studium unserer Kinder in anderen Bundeskändern, vielleicht noch mit Studiengebühren bezahlen.
Sehr geehrte Frau Brüggener,
ihr Ärger und der Ihrer Tochter ist sehr berechtigt: So sehr wir uns alle darüber freuen, dass Berlin ein sehr attraktiver Ort für Studierende ist, und sie aus der ganzen Bundesrepublik, aber auch aus vielen anderen Ländern hierher kommen, so unbefriedigend ist es, dass wir seit Jahren einen flächendeckenden NC haben, und schlicht und ergreifend Studienplatzknappheit in vielen Fächern herrscht. Während es Fächer gibt, die weniger gefragt sind und in denen man eine gute Chance hat, einen Studienplatz zu bekommen, gibt es jedes Jahr wieder die Meldungen aus den Hochschulen, dass in bestimmten sehr begehrten Studienfächern 20 Bewerbungen auf einen Studienplatz kommen - und manchmal auch mehr.
Da hilft nur eines: Wir brauchen wieder insgesamt mehr Studienplätze an den Berliner Hochschulen.
Noch vor etwas mehr als zehn Jahren hatten wir in Berlin 115.000 Studienplätze. Derzeit sind es nach Zählung der rot-roten Koalition selbst gerade einmal 84.000. Die Hochschulen platzen in vielen Fächern aus allen Nähten und geben sich große Mühe, irgendwie die Nachfrage nach Studienplätzen zu bewältigen - ohne dass darunter die Qualität leiden darf. Aber auch das lässt sich bekanntermaßen nur begrenzt machen.
Das Ganze ist vor allem die Folge einer seit Jahren fortgesetzten "Sparpolitik", die nicht ganz verstanden hat, dass Wissenschaft eines der Pfunde ist, mit denen Berlin wuchern kann und muss. Die letzte "Qualitätsoffensive" der rot-roten Koalition führt übrigens zu einem weiteren Studienplatzabbau: Künftig wird es nur noch 79.000 Studienplätze geben, wenn es nach ihnen geht. Gleichzeitig gibt es immer mehr Berufe, die von einer Fachschulausbildung an die Hochschulen gehen, und immer mehr junge Menschen machen ein Abitur - was wir gut finden!
Wir Bündnisgrüne setzen deswegen auf eine ganz klare Linie: Wir wollen, dass es bis Ende der kommenden Legislaturperiode wieder zumindest 100.000 ausfinanzierte Studienplätze in Berlin gibt. Das ist nicht zum Nulltarif zu haben. Wir sind bereit, das nötige Geld dafür in die Hand zu nehmen - jeden 5. zusätzlichen Euro, den Berlin in den nächsten Jahren aus Steuermehreinnahmen bekommt, werden wir in Bildung und Wissenschaft stecken. Nur so kommen wir zu mehr Studienplätzen und dazu, das nicht nur die BerlinerInnen, die ein besonders gutes Abitur haben oder deren Eltern ihnen das Studium an einer Wunschhochschule finanzieren können und wollen, ein Studium absolvieren können.
Mit freundlichen Grüßen,
Anja Schillhaneck