Frage an Anja Schillhaneck von Matthias B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Schillhaneck,
in Berlin-Mitte am Oranienburger Tor befindet sich das historische Grundstück des SS-Zentralbodenamtes des Reichskommissariats für die Festigung deutschen Volkstums, damals ansässig in der Friedrichstr. 110/112 im Haus der Technik am Oranienburger Tor. Dort wurden 1941/42 die Unterlagen von der Hoferfassung von 800.000 polnischen landwirtschaftl. Kleinbetrieben bearbeitet zwecks vollständiger Beschlagnahme und Übertragung in deusches Eigentum.
Unsere winzige studentisch-bürgerschaftliche Initiative bemüht sich um eine mehrsprachige Kennzeichnung des historischen Ortes (neben Polnisch und der Touristensprache Englisch vermutlich auch in Russisch)
Vor zwei bis drei Jahren konnten Sie den Vorschlag der öffentlichen, mehrsprachigen Kennzeichnung dieses NS-Täterortes nicht unterstützen., wie dies inzwischen knapp 90 polnische und 11 russischsprachige Referenzschreiben geleistet haben.
Vertreten Sie weiterhin diese Position? Oder können Sie inzwischen eventuell der mehrsprachigen öffentlichen Kennzeichnung mehr Bedeutung zugestehen und mehr abgewinnen, auch angesichts der inneren Krise der europäischen Einheit?
mit freundlichen Grüßen
Matthias Burchard
Sehr geehrter Herr Burchardt,
es ist keinewegs so, dass ich die Forderung nach einer mehrsprachigen Kennzeichnung von Gedenkstätten, Täterorten und anderen historisch relevanten Orten, die zur Auseinandersetzung mit den Verbrechen des "Dritten Reiches" gehören, nicht unterstützen oder gar ablehnen würde. Richtig ist, dass ich nicht Ihren Ansatz teile, jedes Mal über Einzelorte zu reden, sondern für ein umfassendes Gedenkkonzept, in dem die Auschilderung von und Information über Orte wie den von Ihnen genannten insgesamt geregelt werden, eintrete, auch wenn es um den verbrecherischen ´Generalplan Ost´ und Vergleichbares geht.
Mit freundlichen Grüßen,
Anja Schillhaneck