Frage an Anja Kofbinger von Tobias F. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Kofbinger,
ich wohne auch im Kiez und hatte schon mehrfach die Gelegenheit, bei Veranstaltungen auf dem Campus Rütli zu sein. Aus meinen Gesprächen mit den dortigen Verantwortlichen habe ich immer gehört, dass vor allem der Bezirk sowie das Land die Finanzierung von Campus Rütli übernommen hätten - Sie schreiben dagegen, dass Christine Rau, die (wie viele Stiftungen) zweifelsohne sehr engagiert ist, das Geld besorgt hat. Vor diesem Hintergrund möchte ich Sie fragen, wie sie die (vor allem finanzielle) Perspektive der Bildungseinrichtungen im Neuköllner Norden sehen und insbesondere wo Sie die Schwerpunkte in Ihrer Arbeit setzen wollen.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Fischer
Lieber Herr Fischer,
Christina Rau ist als Schirmherrin eine Türöffnerin (mit ihrem guten Namen) zu Stiftungen und Firmen, die sich engagieren. Das hauptsächliche Geld kommt vom Land Berlin (ca. 22 Mio €) für die Schulbauten, ca. 3 Mio kommen vom Bezirk Neukölln. Daneben fließen laufend Gelder der Abteilung Jugend, von der Freudenberg-Stiftung und vom Quartier in die Kinder-und Jugendarbeit und in Fördermaßnahmen auf dem Gelände. Firmen unterstützen Projekte in der Schule.
Der Campus Rütli wird zu einem modernen Bildungskomplex ausgebaut, der Kindern und Jugendlichen Förderung vom Kleinkindalter bis zum Berufseinstieg bieten soll. Neben der Errichtung von dafür nötigen Gebäuden und Freiflächen, ist aber die Vernetzung aller Akteure besonders wichtig, damit das Vorhaben mehr wird als eine Vorzeigeschule mit speziellen Angeboten. Ein gemeinsamer abgestimmter Ansatz aller Beteiligten, der gleichberechtigt erarbeitet wird, ist nötig. Dabei sind besonders die Betroffenen, die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien von Anfang an miteinzubeziehen. So kann exemplarisch die Öffnung in den Kiez erreicht werden.
Die Öffnung in die Kieze und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen und Akteuren, muss aber in allen Schulen auf den Weg gebracht werden, dabei ist die gelingende Kooperation wichtiger, als besonders schicke Gebäude, auch wenn die für alle Schulen wünschenswert wären. Kinder und Jugendliche brauchen nicht nur schulische Bildung. Selbstbestimmte Formen des Lernens und der Selbsterfahrung z. B. in Jugendeinrichtungen ist genauso wichtig und darf deshalb nicht vernachlässigt werden. Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen brauchen individuelle Spielräume um diese Kooperation zu pflegen, personell, räumlich und finanziell, wobei die dafür nötigen Mittel nicht besonders umfänglich sein müssen, aber, wenn sie eine verbesserte Förderung der Kinder und Jugendlichen und eine intensivere Bindung der Familien an ihren Kiez bewirken, eine gute Investition in die Zukunft sind, die sich vielfach auszahlt.
Maßvolle zusätzliche Mittel für bessere Bildung, Jugend- und Gemeinwesenarbeit, ersparen in Zukunft hohe Ausgaben bei Justiz und Sozialtransfer.
Herzliche Grüße
Anja Kofbinger