Frage an Anja Hajduk von Anna A. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Hajduk,
ich bin Schülerin der zehnten Klasse am Gymnasium und im Moment diskutieren wir im Sozialkundeunterricht über die Funktionen der Wahlen. Zu diesem Thema hatten wir eine Karikatur bei der im Vordergrund ein Wähler wie ein König dargestellt wird und im Hintergrund zwei Männer, auf deren Hüte „Parteien“ steht tragen seinen Mantel. Über dieser Karikatur steht: „Seine Majestät, der Wähler“ und unter der Karikatur: „Ist ja Gottseidank nur einmal in vier Jahren!“. Nun kam bei uns die frage auf ob dieser Spruch der unter der Karikatur steht von dem Wähler oder den Parteien bzw. Politikern ausgeht. Wir konnten uns nicht genau festlegen, jedoch hat uns viel mehr die Frage interessiert was ein/e Politiker/in zu dieser Karikatur sagen würde oder wie er eine solche urteilen würde.
die karikatur finden sie unter folgendem link:
http://egora.uni-muenster.de/FmG/wahlen/m0201.shtml
mfg Anna Arenz
Liebe Frau Arenz,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Karikaturen wollen durch Überspitzung und Komik auf einen gesellschaftlichen Konflikt hinweisen. Dies gilt augenscheinlich auch für die Zeichnung, auf die Sie verweisen. Nach meinem Eindruck - bezogen auf die Gestik der dargestellten Figuren - legt der Zeichner den Parteien das Zitat "Ist ja Gott sei Dank nur einmal in vier Jahren!" in den Mund. Das mag des Künstlers Wahrnehmung entsprechen. Schließlich ist es ja auch seine Aufgabe durch Zuspitzungen zu Diskussionen anzuregen. Nicht desto trotz ist meine Meinung als Mitglied des Bundestages und Hamburger Landesvorsitzende von Bündnis 90/DIE GRÜNEN - GAL eine Andere.
Vielmehr fordern wir zum Beispiel in Hamburg, die Bürgerbeteiligung weiter zu stärken. Nicht nur alle vier Jahre sollen die Wähler ihre Stimme abgegeben können, sondern auch die Möglichkeit haben auf wichtige Entscheidungen direkt Einfluss auszuüben. "Wir GRÜNEN finden es gut, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger durch Volksentscheide einmischen. Volksentscheide müssen verbindlich werden", heißt es in unserem Wahlprogramm zur Landtagswahl am 24. Februar 2008. In der Vergangenheit hatte die regierende CDU mehrmals die Volksentscheide missachtet: Gegen den Willen des Volkes hat sie die städtischen Krankenhäuser verkauft und das vom Volk beschlossene Wahlrecht systematisch ausgehebelt.
Sie werden sich im Unterricht im Zusammenhang mit der Karikatur bestimmt auch mit dem Themenfeld "Politikverdrossenheit" auseinandergesetzt haben. Einer der Gründe dafür ist sicher eine gefühlte oder reale Distanz - ob das Eine oder das Andere zutrifft, will ich nicht abschließend bewerten - zwischen Bürgern und Politik. Um dieser Distanz zu begegnen, müssen wir verstärkt den Menschen die Möglichkeit einer direkten Beteiligung geben, deren Ergebnisse auch unmittelbar umgesetzt werden und sichtbar sind. Im Grundsatzprogramm meiner Partei heißt es deswegen: "Ein Schlüssel für mehr Demokratie liegt in der Frage, ob es den Parteien gelingt, sich für die Bürgerinnen und Bürger zu öffnen, neue Beteiligungsformen aufzugreifen und sie in den politischen Entscheidungsprozess einfließen zu lassen."
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei Ihrer weiteren Auseinandersetzung mit politischen Fragestellungen.
Mit herzlichen Grüßen
Anja Hajduk