Frage an Anja Hajduk von Harald M. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Hajduk,
was sagen Sie zu diesem Vorschlag der Vorsitzenden der GRÜNEN-Fraktion im
Sächsischen Landtag, Antje Hermenau, bezüglich unterschiedlicher
Besteuerung von Männern und Frauen:
"Antje Hermenau, Vorsitzende der GRÜNEN-Fraktion im Sächsischen Landtag, sprach sich am 10. Juni 2007 gegenüber der BILD am Sonntag für die Absenkung der Einkommenssteuer für Frauen aus. Um die damit sinkenden Einnahmen auszugleichen, ist nach ihrer Ansicht die Belastung für Männer leicht anzuheben.
Dem Vorwurf der Diskriminierung von Männern hält Hermenau entgegen, dass es eine positive Diskriminierung ist, die besser ist als eine negative.
In der Steuersenkung sieht sie einen großen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung, da die Löhne für Frauen immer noch deutlich unter denen der Männer liegt. Frauen könnten zum Hauptverdiener in der Familie werden. Die finanzielle Besserstellung von Frauen ermutigt viele Paare, Kinder zu bekommen. Frauen werden nicht länger fürs Kinderkriegen bestraft.
Für eine Steuersenkung für Frauen sprachen sich in dem Artikel auch die Volkswirtin, Dr. Gertrud Traud, die Managerin Brigitte Vöster-Alber und zwei Wissenschaftler aus."
auf: http://www.gruene-fraktion-sachsen.de/news+M57e1f7a6384.html
Ihre Meinung interessiert mich als Vater, Arbeitnehmer, Mann und
Steuerzahler hauptsächlich aufgrund Ihres biologischen Geschlechts (Frau) und Ihrer Parteimitgliedschaft.
Mit freundlichen Grüßen,
Harald Maltz
Sehr geehrter Herr Maltz,
meine Parteikollegin Antje Hermenau hat mit Ihrem Vorschlag berechtigterweise auf eine eklatante Problematik hingewiesen: Nach Aussage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verdienen Frauen im Durchschnitt bis zu 24 Prozent weniger als Männer. Auch bei gleicher Ausbildung, gleichem Alter, gleichem Beruf und im gleichen Betrieb ist das Gehalt von Frauen um 12 Prozent geringer als das ihrer männlichen Kollegen. Verstärkt wird dieses Ungleichgewicht durch das Ehegattensplitting, bei dem durch die Lohnsteuertarifkombination III/ V das niedrigere Einkommen - und das ist eben oftmals das des weiblichen Partners - erst einmal mit einem hohen Steuertarif belegt wird. In der Kombination ergeben sich dadurch negative Anreize für eine Frauenerwerbstätigkeit.
In der Analyse bin ich mit Antje Hermenau einer Meinung. Ihren Vorschlag deswegen reduzierte Einkommenssteuertarife für Frauen einzuführen, teile ich jedoch nicht. Vielmehr sehe ich gerade dadurch die Gefahr, dass die Einkommensunterschiede manifestiert werden würden, da schlussendlich über das Steuerrecht die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in finanzieller Hinsicht ausgeglichen werden würden. Vielmehr plädiere ich dafür das Ehegattensplitting durch eine Individualbesteuerung zu ersetzen. JedeR Steuerpflichtige soll mit dem persönlichen Einkommen nach Lohnsteuerklasse I besteuert werden. Bei ungleichen Einkommensverhältnissen kann ein pauschaler Betrag für den Unterhalt vom Besserverdienenden auf die PartnerIn übertragen werden. Der derzeit bestehende große Steuervorteil bei sehr hohen und ungleichen Einkommen zwischen Mann und Frau sinkt dadurch. Dadurch könnten wir anstatt die Ehe gezielt Familien fördern. Zum Beispiel durch den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten, um Familie und Beruf in Zukunft besser unter einen Hut bringen zu können. Allein die Frauen dabei finanziell zu unterstützen scheint mir der falsche Weg zu sein, da die Vereinbarkeit vom Familie und Beruf gerade beide Partner betrifft und nicht nur die Frauen, auch wenn dies heute leider häufig noch der Fall ist.
Ich unterstütze das Ziel die Einkommensunterschiede zwischen Männer und Frauen abzubauen. Das Steuerrecht ist nach meiner Meinung aber dafür das falsche Mittel.
Mit herzlichen Grüßen
Anja Hajduk