Frage an Anja Hajduk von Jochen E. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Hajduk,
vielen Dank für Ihre Antwort vom 10.9. auf meine Anfrage. Ich erlaube mir folgenden Hinweis dazu:
Das Selbstverwaltungsprinzip, das beim G-BA zur Anwendung kommt, hat sicherlich eine Reihe von Vorteilen.
Bei der Entscheidung des G-BAs, die Gesprächspsychotherapie (GPT) nicht als Kassenleistung anzuerkennen, ist es zur Wahrung der Interessen der sog. Richtlinienverfahren (VT, PA und TfP) missbraucht worden: Die Ablehnung bewahrt die Richtlinienverfahren vor Konkurrenz. Diese Auslegung der G-BA-Entscheidung wurde mehrfach öffentlich dargelegt, z.B. von einer von der BPtK eingesetzten Expertengruppe, die sich aus führenden Psychotherapieforschern zusammensetzte und feststellte:
„Die vom G-BA durchgeführte Prüfung des Nutzens der Gesprächspsychotherapie weist so gravierende methodische Mängel auf, dass das Ergebnis dieser Prüfung als nicht ausreichend belegt angesehen werden muss.
Die mangelnde Transparenz im Hinblick auf die fachliche Kompetenz der G-BA-Prüfer, die fehlende Berücksichtigung des aktuellen Stands der wissenschaftlichen Erkenntnisse, das wissenschaftlich nicht begründete Prüfvorgehen im Einzelnen sowie der Verdacht auf fehlende wissenschaftliche Neutralität lassen berechtigte Zweifel daran aufkommen, ob die Nutzenbewertung evidenzbasiert erfolgt ist“ (Strauß, Hautzinger, Freyberger, Eckert und Richter, 2010; Psychotherapeutenjournal 9, (2) 160-168).
Die fehlende „wissenschaftliche Neutralität“ spiegelt sich in der Zusammensetzung der Prüfkommission des G-BA: Alle ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten in der Kommission sowie die hinzugezogenen externen Wissenschaftler (Professoren) waren Vertreter von Richtlinienverfahren.
Man kann diese Entscheidungssituation auch in die Frage fassen: Was ist wohl das Ergebnis, wenn die Autofirmen Daimler und Volkswagen von der Bundesregierung beauftragt werden zu prüfen, ob Deutschland weiterhin Autos von Ford braucht?
Selbstverwaltung wird fraglich, wenn unter Missachtung demokratischer Spielregeln platte Klientelpolitik betrieben werden kann.
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Eckert,
haben Sie herzlichen Dank für Ihren Hinweis. So etwas in der Richtung hatte ich mir bereits gedacht. Ich möchte mich deshalb auch nach dem Wahlkampf noch einmal in Ruhe damit befassen.
Herzliche Grüße
Anja Hajduk