Frage an Angela Settele von Gustav A. bezüglich Verkehr
Ich fahre jeden Tag mit der U und S-Bahn vom Umland zur Arbeit und würde am liebsten wieder auf das Auto umsteigen, weil es erstens unerträglich voll ist, egal zu welcher Zeit man die öffentlichen Verkehsmittel benutzt und zweitens die S-Bahn ihre dauernden Ausfälle einfach nicht in den Griff bekommt.
Wie stehen Sie bzw. die Bayernpartei der momentanen Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs gegenüber? Welche Konzepte hat die BP, die fehlenden Kapazitäten in München in den Griff zu bekommen?
Wie ist Ihr Standpunkt, wenn es zu einem Dieselfahrverbot in München kommen sollte, was in anderen Städten ja schon der Fall ist?
Sehr geehrter Herr A.,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich gerne beantworte.
Sie haben Recht, München platzt aus allen Nähten – ist schon jetzt an der Kapazitätsgrenze angelangt. Das bedeutet für diejenigen, die umweltbewussthandeln wollen, indem sie auf das Auto verzichten, eine große Einschränkung der Lebensqualität. Die zweite Stammstrecke, die frühestens in 10 Jahren benutzbarsein wird, bringt heute – und noch lange - keine Entlastung. Sinnvoll wäre ein S-Bahn- Ring, ein schlüssiges Gesamtkonzept mit dichteren Taktungen, Ausbau des Radnetzes und Carsharing-Angebote. Diese Variante der direkten Anbindung durch einen Ringverkehr an das Umland wurde leider in der Planung von den Verantwortlichen abgelehnt. Kurzfristig könnte man Entlastung durch zusätzlich eingesetzte, umweltfreundliche Busse schaffen.
Langfristig muss das ländliche Gebiet (nicht nur der Speckgürtel von München) wieder attraktiver werden um einen Kollaps der Stadt München zu verhindern. Wem bei Digitalisierung einfällt, dass man dringend „Flugtaxis“ bauen muss, darf sichan Stoibers „10-Minuten-Hauptbahnhofrede“ erinnert fühlen. Wir fordern eine Förderung der Regionen um sie für den Mittelstand attraktiv zu machen, was v.a. auch mit dem Ausbau des digitalen Netzes einhergehen muss, auch wegen der hohen Mietkosten in der Stadt. Ein kostenfreier ÖPNV ist dagegen nicht zu befürworten, da der Massenansturm dann noch größere Ausmaße annehmen und einabsolutes Chaos verursachen würde.
Zu Ihrer Frage nach dem Dieselfahrverbot: Es wurde infolge der zu großen Nähe von Politik und Autolobby offensichtlich jahrelang versäumt, die Interessen der Bürger, die allein die Betrogenen im „Dieselskandal“ sind, zu vertreten. Auch die Gesundheitsgefahr wird weiterhin heruntergespielt. Jetzt, da flächendeckende Fahrverbote aufgrund der Verwaltungsgerichtsentscheidungen nicht mehr zu vermeiden sind, kommt sogar ein CSU-Verkehrsminister nicht mehr darum herum, von der Automobilindustrie Hardware-Nachrüstungen zu fordern. Die Hardware-Nachrüstungauf Kosten der Hersteller ist die einzige und vor allem eine gerechte Möglichkeit, Dieselfahrverbote zu vermeiden. Sollten die Hersteller sich wiederum weigern, wird das Fahrverbot wohl auch in München kommen. Ausnahmen für ÖVPN-Busse, Rettungsdienste, Polizei und Handwerker muss es dann natürlich auch geben. Insgesamt muss hier ein Umdenken der Automobilindustrie stattfinden, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu bauen, auch um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es können jedoch nicht nur E-Autos sein, da hier zum jetzigen Zeitpunkt die erneuerbaren Energien garnicht ausreichend vorhanden sind.
Herzliche Grüße
Angela Settele