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Andreas Meihsies
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Frage von Matthias B. •

Frage an Andreas Meihsies von Matthias B. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Meihsies,

wir sind eine Politikgruppe der BBS1.

Sie und Ihre Partei fordern ganz klar den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Wir geben Ihnen Recht, dass die Atomenergie auf langfristige Sicht keine Lösung für die Energieversorgung sein kann. Die Entlagerung und die Schäden für Mensch und Umwelt sind einfach da und unserer Meinung nach müssen wir etwas dagegen tun.

ABER:
Wie wollen Sie den sofortigen Ausstieg kompensieren?
Wenn wir alle, oder den größten Teil der AKWs abschalten, benötigen wir riesige Mengen an alternativen Energiequellen!

Wir können uns nicht vorstellen, so viele Windkrafträder und Solarzellen, sowie die Nutzung von Erdwärme innerhalb kürzester Zeit zu errichten.

Bitte nehmen Sie konkrete Stellung dazu und nennen Sie uns gerne ein paar Zahlen, welche Kosten und Aufwand dafür nötig wäre.

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen,

Matthias Beligan

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Belgian,

wir wollen, dass in der nächsten Legislaturperiode die sieben ältesten AKW abgeschaltet werden - so, wie beim Atomausstieg vereinbart, nicht mehr und nicht weniger.

Wir wollen raus aus der gefährlichen Atomkraft! Atomkraft ist eine unberechenbare Risikotechnologie. Daher ist der Ausstieg gestern wie heute richtig.

Wir wollen den Ausbau erneuerbarer Energien und umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung sowie das Energiesparen forcieren und damit die Abhängigkeit von hochriskanten Atommeilern beenden.

Wir wollen verhindern, dass die Atomwirtschaft ihre dominante Stellung und ihre exorbitanten Profite für die Zukunft zementiert und damit die Energiewende und den Klimaschutz behindert.

Wir wollen ein neues, ergebnisoffenes Suchverfahren für ein geeignetes, mittel- bis langfristig sicheres Atommüll-Lager.

Die wichtigsten Zahlen:

- Atomkraft deckt nur 2,5 Prozent des weltweiten und ca. 6 Prozent des deutschen Endenergiebedarfs (Quelle: BMU, 2008)
- Bis 2025 werden weltweit circa 280 AKW aus Altersgründen abgeschaltet (Quelle: Lutz Mez, FU-Berlin, 2008). Daran werden auch die Atombeschlüsse von Großbritannien, Schweden oder Russland nichts ändern.
- Eine Laufzeitverlängerung für deutsche AKW würde der Atomwirtschaft Zusatzgewinne von ein bis zwei Millionen Euro pro Tag und Reaktor einbringen (Quelle: Öko-Institut, 2008).
- 50 bis 70 neue AKW müssten in Deutschland gebaut werden, um die CO2-Emission bis 2050 um die angestrebten 80 Prozent zu senken (Quelle: Enquete-Kommission "Nachhaltige Energieversorgung").

Nur mit starken Grünen kann der Atomausstieg. mit der nötigen Kraft vorangetrieben werden. Schon unter Schwarz-Rot stockte der vereinbarte Ausstieg: Von den vier in dieser Legislatur fälligen AKW wurde kein einziges abgeschaltet. Schwarz-Gelb würde den Ausstieg vom Ausstieg bedeuten.

Die Atomenergie ist nicht sicher, sie löst keine Probleme, weder das des Klimawandels noch das der Energiesicherheit oder der hohen Energiepreise. Eine Laufzeitverlängerung würde den Klimaschutz und den Ausbau der erneuerbaren Energien weit zurückwerfen.

Für uns Grüne ist klar: Wirksamen Klimaschutz gibt es nur durch eine echte Energiewende ohne die Risikotechnologie Atomkraft. Das erfordert eine konsequente Politik für die drei E: den Ausbau der Erneuerbaren bei Strom, Wärme und Verkehr, Energieeinsparung und Energieeffizienz. Aber genau das würde durch ein Festhalten an der Atomkraft verhindert.

Mit dem Atomausstieg und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz hat Deutschland unter Rot-Grün frühzeitig die Energiewende eingeleitet. Der Erfolg gibt uns Recht: Heute stammen bereits 15 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Dieser Trend wird anhalten. Der wegfallende Atomstrom wird damit mehr als kompensiert. Das bestätigt auch der Monitoringbericht des atomfreundlichen Bundeswirtschaftsministeriums, der im August 2008 zu dem Ergebnis kommt, dass Versorgungsengpässe im Strombereich auch bei Beibehaltung des Atomausstiegs nicht zu befürchten sind.

Heute bereits exportiert Deutschland im großen Stil Strom. Seit 2006 lag der Überschuss bei rund 20 Milliarden kWh - so viel wie die Erzeugung der drei Atomkraftwerke Biblis A, Neckarwestheim 1 und Brunsbüttel zusammen. Dagegen hat Frankreich bei Rekordhitzen wie zuletzt 2003 und 2006 immer wieder deutschen Strom importieren müssen, da dort ausreichend Kühlwasser für den Weiterbetrieb der AKW fehlte.

Laufzeitverlängerungen wären allerdings Gift für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Ausstiegsfahrplan schafft klare Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien. Bei einer Laufzeitverlängerung würden die Energiekonzerne die immer billiger werdende erneuerbare Konkurrenz für ihren überzähligen Atomstrom auf dem Markt nicht mit ihren Zusatzgewinnen ausbauen, wie vielfach behauptet. Sie würden sie im Gegenteil bekämpfen. Das würde notwendige Investitionen in moderne Kraftwerke verschleppen und damit sowohl die Versorgungssicherheit als auch zukunftsfähige Arbeitsplätze gefährden - immerhin arbeiten in der Erneuerbaren-Branche inzwischen 250.000 Menschen.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Meihsies