Frage an Andreas Geisler von Puhl R.
Lieber Herr Geisler,
ich stelle fest, dass in den letzten Jahren immer mehr Ganztagesangebote ohne Lehrer, jedoch alternativ mit Honorarkräften gestaltet werden. Meine beiden Kinder haben nun keine Lust mehr daran teilzunehmen, weil sie weder gefördert, noch gefordert, sich eher aufbewahrt fühlen. Kann man da noch von GTA sprechen? Sie sind Handwerksmeister. Sorgen Sie sich um Nachwuchs ? Warum wird das außerschulische Potential so leichtfertig verschenk? Hat Ihre Partei ein anderes Konzept ?
Sehr geehrte Frau Puhl,
Sachsen rühmt sich man hätte die meisten Ganztagsschulen in der ganzen Bundesrepublik. Im aktuellen Bildungsmonitor gewinnt Sachsen gerade wegen dieser angeblichen Betreuungsqualität den ersten Platz. Wir, die mit Schule beschäftigt sind, wissen das Sachsen keine Ganztagsschulen hat sondern seine einzelnen Ganztagsangebote vermeintlich als Ganztagsschule verkauft.
Dazu kommt das der Freistaat im Zuge der Einsparungen bei den Lehrerstellen die Lehrer komplett aus den GTA abgezogen hat. Wie Sie richtig festgestellt haben wird GTA nur noch von Honorarkräften durchgeführt. Das muss nicht zwingend schlecht sein, ich kenne unglaublich viele dieser engagierten Leute die ein tolles GTA Angebot aufrecht erhalten.
Was mir persönlich fehlt ist die Vernetzung von regulären Unterricht und Ganztagsangebot oder auch Hort.
Schüler sind dann besonders erfolgreich wenn das was Sie in der Schule gelernt haben am Nachmittag nochmals vertieft wird, die Schüler im Hort bei ihren Hausaufgaben begleitet und nicht nur beaufsichtigt werden, die schwachen Schüler entsprechend gefördert und die stärkeren Schüler auch mal extra gefordert werden. Alles das fehlt oft im heutigen GTA in Sachsen weil oft die Pädagogen im GTA fehlen.
Ich stimme Ihnen zu, unter diesen Vorraussetzungen kann man nicht mehr vom Ganztagesangebot sprechen, das ist eine typische sächsische Mogelpackung. Meine Partei möchte die ehrliche Möglichkeit für eine richtige Ganztagschule schaffen!
Als Handwerksmeister habe ich, nachdem ich 12 Lehrlinge ausbilden durfte und davon sogar mehrere Jahrgangsbeste des Kammerbezirkes wurden, vor einigen Jahren für mich festgestellt das wir oft die Lücken der Erziehung aber auch der schulischen Ausbildung schließen müssen, dazu aber im härteren Berufsalltag wenig Zeit haben und deshalb aufgehört nach den 12, noch weitere, auszubilden. Wir haben das nicht mehr geschafft. Und ja ich mache mir große Sorgen um den Nachwuchs. Da spielt eine Rolle das wir verschiedene Berufe nicht mehr ausreichend wertschätzen und das aus unseren Schulen ein Einheitsbrei kommt der schwierig für Selbstständigkeit oder andere Herausforderungen wie Gründergeist zu begeistern ist. Dazu kommt das immer noch über 10%
Schüler unsere Schulen ohne Abschluss verlassen, durch das viel zu starke Abschieben in Förderschulen oder weil sie wirklich abbrechen.
Dem könnte eine gute Ganztagsschulpolitik entgegenwirken. Als Elternrat und Vorsitzender des Stadtelternrat habe ich deshalb immer den Kontakt gesucht zu den Kammern und der Wirtschaft damit dort Druck auf die sächsische Bildungspolitik gemacht wird. Jetzt wo der Fachkräftemangel akut wird, wird man dort munter, spät aber hoffentlich nicht zu spät.
Ich möchte mich dafür einsetzen das Schule und GTA besser vernetzt wird und wirkliches Fördern und Fordern stattfindet.
Dafür möchte ich mich mit aller Kraft einsetzen.
MfG
Andreas Geisler