Frage an Andreas Geisler von Benjamin S. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Geisler,
wir Pflegekräfte fordern die gesetzliche Festlegung einer verbindlichen Personalausstattung für die Pflege. Wie stehen Sie dazu? Die Besetzung auf den Stationen ist kaum geregelt. Eine festgelegte Mindestbesetzung kann dafür sorgen, die Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen – gerade auch im Hinblick auf den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel in der Pflege. Zudem ist es wichtig, die qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Sehr geehrter Herr Suter,
das Thema Gesundheit und Pflege ist nicht unbedingt mein Spezialthema, so das ich mich erstmal noch etwas mit Leuten besprechen wollte die davon richtig Ahnung haben, deshalb der Tag Wartezeit auf die Antwort. Trotzdem möchte ich Ihnen meine Sichtweise als Antwort auf Ihre Frage darlegen.
Es sollten bundesweit einheitliche Personalschlüsselzahlen als Richtlinien festgelegt werden, bei denen eine eindeutige Mindestausstattung an Pflegepersonal für eine Station verbindlich ist. Mit Hilfe dieser Zahlen sollte dann der Gesamtpersonalpool einer Station berechnet werden. Diese Richtlinien müssen mit gesetzlichen Mitteln dann auch festgeschrieben werden.
Ein Beispiel:
Die Deutsche Schlaganfall Gesellschaft hat in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe folgende Schlüsselzahlen für die Schlaganfallspeziallstationen (Stroke Units) fest gelegt: 1,5Vollzeit-Pflegekräfte (VK) pro monitorisiertem Bett einer regionalen Stroke Unit (2VK bei überregionaler SU), 0,4VK/Comprehensvie Stroke Unit-Bett (weitere Betreuung der Schlaganfall-Patienten in einem speziellen nicht monitorisiertem Bereich) und 0,3VK/normalstationärem Bett. Diese Schlüssel müssen eingehalten sein um eine erfolgreiche Zertifizierung vollziehen zu können. Die Einhaltung dieser Personalschlüssel wird außerordentlich intensiv bei diesem Zertifizierungsverfahren betrachtet.
Wichtig bei der Anwendung dieser Personalschlüssel ist aber auch, dass man auch fest legt wie hoch der Anteil an qualifizierten Gesundheits – und Krankenpflegern bzw. Altenpflegern am Stations-Personalpool mindestens sein muss und wie hoch der Anteil in z.B. Kranken – oder Altenpflegehelfern sein darf. Unausgebildete Hilfskräfte sollten dabei in der Berechnung zu einem geringeren Anteil in die Berechnung einfließen, da diese keine Tätigkeiten ausführen können und dürfen die einer Ausbildung in den oben genannten Berufen bedürfen.
Die Menschen achten immer darauf, dass in den Alten – und Pflegeheimen und in den Krankenhäusern in denen sie oder ihre Angehörigen gepflegt und behandelt werden ausreichend Pflegepersonal vorhanden ist.
Nur wenn ausreichend Pflegefachkräfte vorhanden sind ist auch Zeit für die nicht zu unterschätzenden zwischenmenschlichen Kontakte zwischen Zu-Pflegenden und Pflegenden vorhanden. Der Mensch ist ein kommunikatives Wesen und ohne Kommunikation verkümmert er. Dies haben Wissenschaftler schon vor vielen Jahrzehnten erkannt. Pflege ist nicht nur das Ausführen von nicht-ärztlichen Behandlungen sondern eine umfassende Versorgung der Zu-Pflegenden in allen Bereichen des täglichen Lebens. Und wie wichtig nicht-medizinische Maßnahmen zur Genesung und Gesunderhaltung sind wissen wir alle.
Viele Betreiber von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern haben bereits erkannt, dass man wirtschaftlich nur erfolgreich sein kann, wenn auf den Stationen ausreichend Pflegefachpersonal vorhanden ist. Denn nur zufriedene Patienten und Zu-Pflegende sind gute Werbung für eine Einrichtung. Und da die Pflegekräfte diejenigen sind die 24h am Tag, 365 Tage im Jahr am Kranken – bzw. Pflegebett stehen sind sie das Aushängeschild einer solchen Einrichtung.
Daher bin ich für die Festsetzung von Mindest-Pflegepersonalschlüsseln die verbindlich sind um den Betroffenen gute Pflege zukommen lassen zu können und damit Pflegende nicht nur Ausführende von ärztlichen Anordnungen sind sondern dem Leitmotiv der ganzheitlichen Pflege folgen können und diese auch praktizieren können. Wenn Pflegeeinrichtungen dies wieder überall so praktizieren wird es auch besser mit den Arbeitsbelastungen und einfacher Nachwuchs zu gewinnen.
Ich hoffe ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in meine Gedankenwelt zu diesem Thema zukommen lassen und konnte Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantworten!
MfG
Andreas Geisler