Frage an Andreas Biebricher von Herbert S. bezüglich Umwelt
Können Sie bitte das Pros und Contras für die Verlängerung der Laufzeiten der AKW angeben.
Sehr geehrter Herr Schunk,
entschuldigen Sie bitte die lange Wartezeit auf die Antwort, aber im Moment stürmen neben den zahlreichen Terminen so viele Anfragen, nicht nur über Abgeordnetenwatch, auf einen herein, dass man, vor allem als Ehrenamtlicher, der noch arbeiten geht, nicht mehr nachkommt. Doch nun zu Ihrer Frage:
Die CDU hat Kernenergie immer als eine Brückentechnologie verstanden, die so lange noch unverzichtbar ist, bis wir in der Lage sind, unseren Energiebedarf aus anderen Quellen zu decken. Da aufgrund der selbst gesteckten Klimaziele neue Kohlekraftwerke mit ihrem hohen CO2-Ausstoß wenig Sinn machen und regenerative Energien den von der Kernkraft gelieferten Anteil an der Grundlast von 48% wegen der fehlenden Speichertechnologien und Leitungskapazitäten noch nicht ersetzen können, wurde eine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke beschlossen. Gleichzeitig war jedoch immer geplant, durch eine verstärkte Förderung regenerativer Energien, ein Ende der Nutzung von Kernenergie absehbar werden zu lassen. Aus den Mehrerlösen der Laufzeitverlängerung fließen z.B. jährlich 2,5 Milliarden Euro in einen Fonds zur Erforschung und Entwicklung der Erneuerbaren Energien.
Die schrecklichen Ereignisse in Japan haben allerdings eine neue Lage eintreten lassen, die so nicht erwartet werden konnte. Meines Erachtens hat die Bundeskanzlerin daher zurecht eine Aussetzung der Laufzeitverlängerung verhängt, um eine eingehende Sicherheitsanalyse deutscher Kernkraftwerke durchzuführen. Auch der Abschaltung der sieben ältesten Kraftwerke stimme ich zu. Dennoch gebe ich zu bedenken, dass ein sofortiger Ausstieg aus der Kernenergie aus Gründen der Versorgungssicherheit derzeit nicht realistisch ist. Kernkraft bleibt daher eine Technologie für den Übergang. Unser Ziel muss es sein, die regenerativen Energien soweit zu entwickeln, dass wir mit ihnen unsere Energieversorgung sicherstellen können. Ich bin immer ein Befürworter regenerativer Energien gewesen und werde mich auch künftig verstärkt für ihre Förderung einsetzen, damit der Übergang in absehbarer Zeit gelingt.
Übrigens wären auch bei Beibehaltung des rot-grünen "Ausstiegs" heute noch 16 von 17 KKW am Netz. Auch eine rot-grüne Regierung hätte nach den Ereignissen in Japan ihre Kernenergiepolitik neu überdenken müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Biebricher