Andreas Augustin
PIRATEN
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Frage von Thomas S. •

Frage an Andreas Augustin von Thomas S. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Augustin

Geplante 31 Mio. Euro, also über 30 Euro pro Saarländer, kostet ein Projekt für einen Verein der alle 14 Tage ca. 5000 Zuschauer anlockt.

Wie stehen Sie vor dem Hintergrund der drohenden Haushaltsnotlage, dem gestrichenen beitragsfreien Kindergartenjahr und dem angekündigten 10-20 prozentigen Stellenabbau im öffentlichen Dienst zum Neu-/Umbau des Ludwigsparkstadions?

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Schmitt

Antwort von
PIRATEN

Sehr geehrter Herr Schmitt,

Ihre Frage möchte ich dreigeteilt beantworten, denn es gibt da eine offizielle, eine inoffizielle und meine persönliche Position dazu und ich bitte deshalb vorab um Entschuldigung, wenn ich mit dieser Antwort etwas über´s Ziel hinausschieße.

1. Der saarländische Landesverband der Piratenpartei hat zu diesem Thema keine
offizielle Position. Auf Bundesebene gibt es natürlich erst recht keine
Position dazu, weil das Thema dort einfach nicht hingehört. Des weiteren liegt dem Programmparteitag, der nächstes Wochenende unser Wahlprogramm beschließen soll, auch kein Antrag zu dem Thema vor. Vor der Wahl wird da also auch keine offizielle Aussage mehr kommen.

2. Inoffiziell bzw. so halboffiziell kann ich auf den Wahl-O-Maten zu dieser Landtagswahl verweisen. Der wird gemäß Ankündigung[1] übermorgen (08.03.)
online gehen, und zwar hier[2].

[1] http://www.lpm.uni-sb.de/typo3/index.php?id=1353
[2] http://wahlomat.de/

Im Vorfeld mussten sich die Parteien deshalb schon mit den Thesen befassen und ihre Frage findet sich in ähnlicher Form auch dort wieder. Wir als basisdemokratische Partei haben die Wahl-O-Mat-Thesen von unseren Mitgliedern kommentieren lassen und rund 65% der gültigen abgegebenen Stimmen waren gegen eine Mitfinanzierung des Stadions durch das Land. Da rund 19% als Antwort "unsicher" angaben, bleiben gerade mal rund 16% Befürworter.

Es bleibt festzustellen, dass es bei den saarländischen Piraten eine deutliche Tendenz gegen die Mitfinanzierung des Stadions durch das Land gibt, eine 2/3- Mehrheit aber gerade so verpasst wurde und das alles nur ein Meinungsbild ist, kein Parteitagsbeschluß.

3. Ich selbst sehe solche Großprojekte kritisch. Über das Brettspiel "Go"[3] ist ein asiatisches Sprichwort nach Europa gelangt, das zwar über die Spielgemeinde hinaus nur wenigen bekannt sein dürfte, trotzdem aber allgemeiner Natur ist und sich auf vieles anwenden lässt. Es lautet "Gehe nicht auf die Jagd, wenn dein Haus brennt." Die Übertragung auf "Versenke keine Millionen in Großprojekten, wenn du nicht weißt, wie du deine Angestellten bezahlen sollst." ist zumindest für mich offensichtlich.

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Go_%28Spiel%29

Nicht zuletzt sehe ich auch eine Entwicklung hin zu einem breiteren Angebot an Sportarten. Die saarländische Gesetzgebung macht es aber unglaublich schwer, solche "Trendsportarten" überhaupt als Sportart anerkennen zu lassen, was es wiederum erschwert, Vereine zu gründen usw. "Da müsste sich auch mal jemand drum kümmern."

Und während man eine Mehrzweckhalle auch für andere Sportarten, Vereinstreffen, Konzerte und eben auch für solche Trendsportarten nutzen kann, bleibt ein Fußballstadion eben ein Fußballstadion. Okay, Konzerte gehen da im Zweifelsfall auch mal noch, aber das war´s dann auch schon.

"König Fußball" wird uns sicher noch länger erhalten bleiben und dagegen ist auch absolut nichts einzuwenden. Doch während ich bei einer Mehrzweckhalle den Nutzen für einen breiten Teil der Bevölkerung sehe, ist dies bei einem Fußballstadion nicht der Fall.

Dementsprechend habe ich nichts dagegen, dass ein neues Stadion gebaut wird, den Bedarf sehe ich durchaus, aber so lange es nicht für einen breiteren Teil der Bevölkerung einen Mehrwert bringt, sehe ich nicht, warum es staatlich gefördert werden sollte.

Ich hoffe, die Frage damit umfassend beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Augustin