Frage an Andrea Wicklein von Peter J. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Wicklein,
am 29.08.2013 haben Sie sich in diesem Forum klar gegen die Verwendung von öffentlichen Geldern für den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam ausgesprochen.
Mit Verwunderung habe ich nun zur Kenntnis genommen, dass Sie am 02.11.2013 in den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" zu einem möglichen Zuschuss des Bundes für dieses Vorhaben wie folgt zitiert werden:
„Ich werde mich im Rahmen der Haushaltsberatungen des Bundes nicht dafür einsetzen, dass die Zusage der jetzigen Bundesregierung rückgängig gemacht wird.“
Ich bitte Sie um eine Erklärung für diesen plötzlichen Sinneswandel.
Sehr geehrter Herr Jasinski,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Der Wiederaufbau der Garnisonskirche gehört zu den umstrittensten Projekten der Stadt Potsdam. Ich verstehe diejenigen, die Vorbehalte gegen den Wiederaufbau haben. Aber ich verstehe auch diejenigen, die sich aufgrund persönlicher Erfahrungen in der Kirche oder mit dem von Ulbricht zu verantworteten Abriss der Ruine, für den Wiederaufbau einsetzen. Für Andere ist sie ein wichtiges architektonisches und städtebauliches Wahrzeichen, das kulturell und historisch zu Potsdam gehört, so zwiespältig ihre Geschichte auch besetzt sein mag. Ich persönlich war 10 Jahre alt, als die Kirche gesprengt wurde und kann mich nicht mehr daran erinnern. Aus vielen Gesprächen mit PotsdamerInnen sind mir jedoch die Argumente von allen Seiten gut bekannt.
Für mich ist entscheidend, wie eine neue Kirche ihrer historischen Verantwortung gerecht wird, d.h. mit welchem Konzept die wiederaufgebaute Garnisonskirche ein Ort der Begegnung und ein Ort der kritischen Auseinandersetzung mit dem schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte sein wird. Das ist für mich in der ideologischen Auseinandersetzung das entscheidende Kriterium.
Die alte Bundesregierung hat dem Förderverein zum Wiederaufbau in zwei Jahresscheiben jeweils 6 Millionen Euro zugesagt. Das Geld wird aus dem Haushalt des Kulturstaatsministers zur Verfügung gestellt werden. Auch wenn ich nach wie vor eine andere Prioritätensetzung bei der Verwendung von Steuergeldern vornehmen würde, geht es an dieser Stelle nur noch darum, ob das Geld für die Garnisonskirche in Potsdam oder für ein anderes kulturelles Projekt mit nationaler Bedeutung ausgegeben wird. Um also mit einigen populistischen Argumenten, die ich in der jüngeren Vergangenheit in dieser Debatte vielfach gehört habe, aufzuräumen, möchte ich nochmals klarstellen: Es geht ausschließlich um die Frage: Geld vom Bund für dieses Projekt, oder gar kein Geld.
Ich hoffe, dass ich Ihre Frage ausreichend beantwortet und hinlänglich dargestellt habe, dass es sich bei mir nicht um einen plötzlichen Sinneswandel handelt.
Mit freundliche Grüßen
Andrea Wicklein