Frage an Andrea Voßhoff von Mike H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Voßhoff,
ich bin nun seit gut einem Jahr Einwohner der Stadt Brandenburg und habe ein besonderes Interesse an den Abgeordneten, welche meinen Wahlkreis - also mich - im Bundestag vertreten.
Wie auch in der letzten, sind Sie auch in der neuen Legislaturperiode als Vertreterin des Wahlkreises Brandenburg a. d. H. gewählt worden.
Als jemand der den neuen Medien sehr zugeneigt ist und einen Großteil seiner Informationen aus diesen bezieht, empfinde ich gerade diese Internetseite als eine gute Möglichkeit um sich zu informieren.
Leider musste ich nun feststellen, dass Sie in der letzten Wahlperiode keine der hier an Sie gestellten Fragen beantwortet haben.
Sie schreiben lediglich, dass es für den Bürger eine Vielzahl von Kontaktmöglichkeiten gibt und es nicht "eine ´Zwischeninstanz´ wie abgeordnetenwatch" braucht. Ich finde diesen Ansatz durchaus bedenklich, da ich a-watch nicht als "Zwischeninstanz" ansehe. Wenn a-watch eine "Zwischeninstanz" wäre, dann würde dies implizieren, dass a-watch eine Mittlerrolle einnimmt und es keine direkte Kommunikation zwischen Ihnen und dem Bürger gibt. Da aber gerade dies nicht der Fall ist und a-watch lediglich die Plattform zur Verfügung stellt, könnte man Ihre Aussage auch als etwas herablassend betrachten.
Auf Grund der Argumentation in Ihrer Standardantwort, habe ich den Eindruck, Sie ziehen grundsätzlich den persönlichen Kontakt vor, aber verhindern dadurch auch, dass Ihre Antworten von einer größeren Anzahl von Bürgern verfolgt werden kann und es auch nicht möglich ist, im Nachgang sich zu informieren, wie Sie zu einzelnen Themen in der Vergangenheit standen. Das erweckt bei mir den Eindruck, dass Sie Ihre Antworten, sicher sehr individuell auf den Fragenden zugeschnitten, aber eben auch sehr beliebig variierend geben können.
Abschließend deshalb nun meine konkrete Frage, werden Sie auch in der neuen Legislaturperiode keine Fragen auf diese Plattform beantworten?
Mit freundlichen Grüßen
Mike Heuser
Sehr geehrter Herr Heuser,
über Ihr Interesse an „Ihrer“ Abgeordneten im Wahlkreis freue ich mich sehr und gern nehme ich auch Stellung zu Ihrer Anfrage. Zunächst darf ich feststellen, dass auch ich den neuen Medien sehr aufgeschlossen gegenüberstehe, sie natürlich auch nutze und ja auch, wie Sie vielleicht festgestellt haben, sowohl über den Bundestag per Emailadresse jederzeit für die Bürger erreichbar bin und zudem eine eigene Homepage habe. Neben meinen Bürgerbüros biete ich damit eine Vielzahl von Kontaktmöglichkeiten, die auch von vielen Bürgern genutzt wird. Ich habe auch keine Einwände gegen die Homepage von abgeordnetenwatch. Womit ich nicht einverstanden bin, ist die im Ergebnis festzustellende Einseitigkeit einer vielleicht gut gemeinten Idee. Es entspricht nicht meinem Verständnis einer transparenten Kommunikation. Was meine ich damit?
1. A-watch wirbt mit dem Slogan „Transparenz schafft Vertrauen“. Diese Transparenz ist aber sehr fragwürdig, denn in der von a-watch angebotenen öffentlichen Kommunikation habe ich keinen Anspruch zu erfahren, mit wem ich eigentlich öffentlich korrespondiere, gibt es diese Person eigentlich? Das ist für mich eine fragwürdige Interpretation von Transparenz! Ich erfahre nur Ihren Namen, nicht einmal Ihre Emailadresse! Das ist eine Art der Kommunikation, die ich so nicht akzeptieren will. Außerdem besteht bei einem solchen Kommunikationssystem zudem auch immer die Gefahr der gestellten Unterstützerfragen, um auf einer solchen Plattform präsent zu sein. Damit ist eine solche Form der Kommunikation auch immer mit dem Risiko einer virtuellen Beschäftigung mit sich selbst verbunden.
2. Sie schreiben in Ihrer Mail, ich hätte in der vergangenen Wahlperiode keine der an mich über a-watch gestellten Fragen beantwortet. Ebenso finden Sie es bedenklich und bezeichnen es sogar als etwas herablassend, dass ich in meinen Antwort auf die Mails a-watch als „Zwischeninstanz“ ablehne. Lesen Sie sich nochmals die Modalitäten von a-watch durch. Natürlich ist a-watch mit einer Zwischeninstanz vergleichbar, denn wir kommunizieren doch nicht direkt miteinander, meine Antwortmail geht an a-watch, dort wird sie inhaltlich bewertet, ob sie als Standardantwort zu „zensieren “ ist. Dies ist ja nicht unwichtig, denn in dem optischen Foto-Ranking von a-watch - wer hat wieviele Fragen beantwortet - stehen die Abgeordneten, die sich der Kommunikation von a-watch nicht in gewünschter Weise anschließen, sondern „nur“ Standardantworten geben, eben ganz unten. Ich lehne diese Art eines fragwürdigen Wettbewerbs ab. Ja, die gestellten Fragen habe ich inhaltlich nicht beantwortet, gleichwohl aber dargelegt, warum ich diese Form der Kommunikation ablehne. Ich nehme mir das Recht heraus, mich an einer solchen einseitigen Kommunikation nicht zu beteiligen, erkläre dies auch in meiner Antwortmail. Die Einstufung oder Zensur einer solchen Antwort von a-watch als „Standardantwort“ mit der sich daran anschließenden Negativdarstellung im optischen Fotoranking, hat für mich befremdlichen Charakter. Sollte nicht dem Empfänger der Mail und etwaigen Lesern die Bewertung überlassen werden?
Sehr geehrter Herr Heuser, wenn Sie gezielt und ausschließlich diese einseitige öffentliche über a-watch von Dritten gesteuerte Kommunikation mit mir suchen, dann kann Sie meine Antwort nicht zufriedenstellen, damit muss ich leben. Ich bitte aber ebenso um Respekt und Akzeptanz meiner Vorstellung einer vertretbaren und akzeptablen Form der Kommunikation.
Abschließend darf ich Ihnen noch meine Emailadresse andrea.vosshoff@bundestag.de zukommen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Andrea Voßhoff, MdB