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Andrea Rugbarth
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Frage von Reinhard B. •

Frage an Andrea Rugbarth von Reinhard B. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Rugbarth,

die Grünen werden das Stadtbahn-Projekt auf jeden Fall in die Koalitionsverhandlungen einbringen.
Bei diesem Vorhaben entsteht der Eindruck, dass eine Partei (die Grünen), die nur eine Wählerminderheit vertritt, die Bürgermehrheit mit einem anachronistischen Fahrgasttransportsystem kujonieren möchte, das ein unangemessen hohes Maß unserer Steuergeldern verzehrt (dabei ist es unerheblich ob die Gelder aus Hamburg, Berlin oder Brüssel kommen), den individuellen Straßenverkehr behindert und die Qualität des urbanen Lebens senkt.

Wie werden Sie sich bei allen Versuchen, die Stadtbahn weiter zu planen und zu realisieren, verhalten?

Was können, werden Sie tun, um dieses Vorhaben zu verhindern?

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Bloemeke

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Bloemeke,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage, mit der Sie mir die Möglichkeit geben, die Vor- und Nachteile einer Stadtbahn differenziert zu betrachten.

Fakt ist, dass Hamburg den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) weiter ausbauen muss und dafür eine langfristige Verkehrsplanung benötigt - sowohl hinsichtlich des zu optimierenden Busverkehres, als auch hinsichtlich des weiteren Ausbaues schienengebundener Verkehrsmittel. Dabei werde ich mich zunächst einmal für ein finanzierbares und schlüssiges Gesamtkonzept des ÖPNV einsetzen. Hinsichtlich der in den letzten Monaten diskutierten Stadtbahnplanungen werde ich mich u.a. dafür einsetzen, dass man zunächst einmal untersucht, ob die in den letzten Monaten so heftig diskutierte Querverbindung Bramfeld - Steilshoop - Eppendorf - Altona wirklich erste Priorität hat, oder ob es nicht vielleicht viel sinnvoller ist, Steilshoop und Bramfeld an die Innenstadt anzubinden. Ich sehe durchaus, dass auch eine Querverbindung ihre Vorteile hat - ich habe allerdings meine Zweifel, ob diese Linienführung im Gesamtkonzept wirklich so vorrangig realisiert werden muss.

Eine Stadtbahn ist dabei durchaus ein zeitgemäßes öffentliches Verkehrsmittel, auch andere Großstädte wie London oder Paris erweitern ihre Straßenbahnnetze. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Fahrzeuge sind durch ihre Großräumigkeit bequemer und auch behindertengerechter als Busse und durch das eigene Gleisnetz ist die Stadtbahn schneller als der Busverkehr. Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass wir durch die Stadtbahn keine Umweltbelastung durch Abgase haben. Gegenüber einer U- oder S-Bahn sind wesentlich kürzer beieinander liegende Haltestellen möglich, also auch das ist ein Pluspunkt hinsichtlich der Kundenfreundlichkeit einer Stadtbahn. Die Stadtbahnen von heute sind auch nicht mehr mit den oftmals etwas „rumpeligen“ und quietschenden Straßenbahnen früherer Jahrzehnte zu vergleichen.

Der große Nachteil der Stadtbahn ist - und dies eben gerade in einer haushaltspolitisch sehr angespannten Situation - offenkundig: Die enormen Kosten der Streckenführung und der damit verbundenen Anlagen. Mir ist es in diesem Zusammenhang als Haushaltspolitikerin wichtig, dass jede weitere verkehrspolitische Planung zur Anbindung der großen Wohnsiedlungen in Steilshoop und Bramfeld zunächst einmal mit exakten Kostenvergleichen zwischen Busbetrieb und Stadtbahn beginnen muss. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass die ohnehin sanierungsbedürftigen Straßen mit ihrem Kostenanteil nicht einfach in ein Stadtbahn-Projekt mit eingerechnet werden dürfen.

Jenseits von der Grundentscheidung - ob Bus oder Bahn, ob Anbindung der Wohnsiedlungen an die Innenstadt, oder Querverbindung oder auch den Fragen nach der optimalen Trassenführungen, auf die ich gleich noch kurz eingehen werde, muss nach Erstellung eines Gesamt-Verkehrskonzeptes die spannende Frage nach der Finanzierbarkeit beantwortet werden. Und da zählt nicht der politische Wille, sondern eine seriöse Finanzierung vom ersten bis zum letzten Meter - dafür werde ich mich auf jeden Fall einsetzen.

Wie Sie erkennen können, habe ich nicht prinzipiell etwas gegen eine Stadtbahn, sondern mir geht es um eine langfristige Planung des gesamten öffentlichen Nahverkehrs, verbunden mit einer soliden Finanzplanung.

Vielleicht ein Wort noch zu der in den letzten Monaten diskutierten Trassenführung durch Winterhude und Eppendorf - wichtig ist mir vor allem, dass eine Trassenführung im Vorfeld mit den betroffenen Anwohnern und Geschäftsleuten ergebnisoffen diskutiert wird. Die bisherige Planung sah zum Beispiel keinen Anschluß des Universitätskrankenhauses Eppendorf, der Sporthalle Hamburg und des Eppendorfer Marktplatzes vor, statt dessen aber eine Trassenführung über den ohnehin schon belasteten Knotenpunkt Winterhuder Marktplatz. Diese Planung scheint mir in allen Punkten nicht ausgereift zu sein und bedarf auf jeden Fall noch einer ausführlichen Diskussion. Denkbar wäre zum Beispiel, von der Kreuzung Jahnring/ Ohlsdorfer Straße die Stadtbahntrasse über den Braamkamp und die Bebelallee zur U-Bahn-Station Lattenkamp zu führen, daran anschließend über die Meenkwiese, die Eppendorfer Landstraße und die Martinistraße sowohl den Eppendorfer Markt als Zentrum des Stadtteils, als auch das Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) anzuschließen.

Aber wie gesagt: Bevor wir uns über die Trassenführung unterhalten, müssen die Grundsatzfragen geklärt werden.

In diesem Sinne - mit freundlichen Grüßen

Andrea Rugbarth