Frage an Amelie Pfeiffer von Gerhard S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Hallo Frau Pfeiffer,
Sie setzen sich sehr für ökologische Landwirtschaft ein. Generell sind Sie gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Von Ihren Berufskollegen in Ihrem Umfeld wird aber immer wieder berichtet, dass Sie an Pflanzenschutzmitteln selbst nicht sparen.
Stimmt das.
Für kurze Antwort vielen Dank
Gerhard Schwing
Sehr geehrter Herr Schwing,
recht herzlichen Dank für Ihre Frage! Ich begrüße es sehr, wenn wir ins Gespärch miteinander kommen.
Ich setze mich für eine Agarwende ein! Diese sieht durchaus die ökologische Landwirtschaft als einen wichtigen weiter auzubauenden Faktor vor, jedoch muss der Absatz der Produkte auch möglich sein. Daneben verbleiben aber immer noch sehr viele konventionelle Betriebe. Auch bei den konventionellen Betrieben sehe ich eine Möglichkeit der Ökologisierung hin zu weniger Pflanzenschutzmitteln durch z.B. stärkeren Einsatz integrierten Pflanzenschutzes, der eigentlich auch heute schon als Mittel erster Wahl zählen sollte bei guter ackerbaulicher Praxis. Das bedeutet zum einen eine gute Sortenwahl mit möglichst resistenten Sorten, eine ausreichende vielfältige Fruchtfolge, Kontrolle auf
Schadorganismen, etc. Auch kann die mechanische Bodenbearbeitung durch Striegeln und Hacken durchaus eine weitere Möglichkeit zur Unkrautbekämpfung sein. Das verursacht den Landwirten mehr Arbeit und mehr Kosten, dafür müssen Landwirte entsprechend entlohnt werden! Das wird nur möglich sein, wenn wir weg von den Flächenprämien hin zu der Gemeinwohlprämie kommen. Auch bietet unsere kleinteilige Kulturlandschaft große Chancen für die Artenvielfalt durch unzählige Naturelemente. Um diese zu fördern und zu erhalten sollten den Landwirten finanzielle Anreize gegeben werden. In Ausbildung und Forschung sollte hier ein viel größerer Schwerpunkt gelegt werden.
Die Aussage, ich würde mich generell gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einsetzen stimmt nur in sofern, als dass ich mich dafür einsetze, dass Landwirte finanziell und arbeitswirtschaftlich in die Lage versetzt werden, immer mehr auf Pflanzenschutzmittel verzichten zu können! Zu Pflanzenschutz gehört eben mehr als nur eine Chemilaie zu spritzen!
Zu unserem eigenen Betrieb: wir, mein Mann und ich bewirtschaften einen kleinen konventionellen Betrieb auf dem wir die Kreislaufwirtschaft noch einhalten, d.h. wir produzieren auf unseren Äckern das eigene Futter fürunsere Hühner, deren Eier wir als Direktvermarkter direkt an die Kunden verkaufen und setzen den Hühnerdung wieder als Dünger ein. Wir setzen seit es gentechnikfreien Soja gibt, diesen bei unseren Hühnern ein, mittlerweile produzieren wir Soja selbst und kaufen vor Ort bei den benachbarten Landwirten Soja zu. Momentan ist das noch eine sehr gesunde Pflanze, so dass wir hier keine Fungizide oder Insektizide benötigen. Wir haben nie Halmverkürzer eingesetzt. Wir bemühen uns auch bei anderen Kulturen den Einsatz von Spritzmitteln zu begrenzen. Wir haben eine mind. 5 gliedrige Fruchtfolge, waren schon immer mit Insektiziden sehr zurückhaltend. Zur Unkrautbekämpfung wird auch schon mal gepflügt, statt nur auf Tiefenlockerung zu setzen, was wir allerdings zum Humuserhalt größtenteils machen. Distelbekämpfung erfolgt auch schon mal mit der Akkuheckenschere! Mit den Ponys unserer Kinderreitschule betreiben wir extensive Grünlandwirtschaft, Gras für Heu wird spät gemäht, die Weiden
werden 1 höchsten 2 mal für wenige Wochen genutzt, so dass ich eine große Vielfalt an Pflanzenarten auf den Weiden manifestiert hat. Bei uns wächst der sehr seltene Odenwald Kreuzenzian und hat sich seit Betriebsübernahme stark vermehrt! Ja, auf unserem konventionellen Betrieb werden wie auf anderen konventionellen Betrieben Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die Aussage, dass wir damit nicht sparsam umgehen kann ich leider nicht nachvollziehen!
Viele Grüße
Amelie Pfeiffer