Frage an Alske Freter von Patricia M. bezüglich Umwelt
Guten Tag Frau Freter,
es geht um das Thema „Öffnung der Alten Süderelbe“. Einzig und ausgerechnet die Fraktion der Grünen, die sich dem Umweltschutz verschrieben hat, lehnt eine Öffnung bisher nicht ab. Da sich mir dies nicht erschließt habe ich folgende Fragen:
• Wieso wird erwartet, dass in dem Gebiet der Alten Süderelbe nach Anschluss an die Tideelbe, trotz Kanalisierung durch Spundwände, die zum Schutz der Eigentumsflächen gesetzt werden, und den erforderlichen wiederkehrenden Unterhaltsbaggerungen ein höherwertiges Biotop entstehen kann?
• Das Gutachten des Forums Tideelbe spricht von neuen Litoralflächen im Umfang von bis zu 291 ha. Wie viele ha davon sind in Privatbesitz und können deswegen nicht mit einbezogen / überflutet werden?
• Mit welcher Rate einer Verschlickung und daraus folgend mit welcher Häufigkeit von Unterhaltsbaggerungen in der Alten Süderelbe ist zu rechnen?
• Wie sähe die CO2-Bilanz des Abtransports des Baggergutes mittels Lastkraftwagen bei einer initialen und vielen nachfolgenden Ausbaggerungen der Alten Süderelbe aus?
• Welche Kosten fallen für diese Maßnahmen an?
• Wo, wie und in welcher Größenordnung findet ein Ausgleich für die Vernichtung von ca. 115 Hektar gesetzlich geschützter Biotope statt?
• Wie wollen Sie sicherstellen, dass stark bedrohte Arten wie z.B. der Eisvogel neuen Lebensraum zur Verfügung gestellt bekommen?
• Wie und wo sollen diese Arten ihren neuen Lebensraum finden?
• Mittlerweile hat sich gezeigt, dass es dort, wo Nebenarme für die Tide geöffnet sind (siehe Este), deutliche Probleme mit einem steigenden Salzgehalt gibt. Wie vereinbaren Sie dies mit dem naturfachlichen Hauptargument für eine Öffnung – der Schaffung von Süßwasserwatten?
Ich danke Ihnen für eine eigene und nicht standardisierte Antwort
Patricia Maciolek
Guten Tag Frau M.,
zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre Fragen zur möglichen Wiederöffnung der Alten Süderelbe. Bitte entschuldigen Sie die späte Antwort. Ich weiß, dass dies auch vor Ort intensiv diskutiert wird und große Vorbehalte bestehen. Viele der von Ihnen erwähnten Aspekte sind total wichtig und müssen unbedingt beachtet werden.
Zusammen mit der SPD haben wir einen Antrag in den Umweltausschuss eingebracht, um die Faktoren und Auswirkungen der Wiederanbindung der Alten Süderelbe vertiefend zu prüfen. Wir folgen damit den Empfehlungen des Forums Tideelbe, das für uns ein äußerst wertvolles Gremium der Zusammenarbeit in der Region ist.
Im Rahmen dieser Prüfung sollen drängende Fragen geklärt werden, die auf der Ebene der Machbarkeitsstudien noch nicht ausreichend behandelt werden konnten. Konkret sind das Fragen des Austarierens von Naturschutzzielen und -ansprüchen, der Auswirkungen auf den Obstbau und auf Privateigentum sowie Veränderungen der Kulturlandschaft. Eine wichtige Frage dabei ist, ob die Maßnahme ‚Alte Süderelbe‘ auch mit einem verringerten Tidenhub positive Effekte zeigen kann.
Eine viel diskutierte Frage, auf die ich hier konkret eingehen möchte, ist die hinsichtlich der Aufwertung von Naturräumen. Wie auch das Gutachten der Machbarkeitsstudie beschreibt, kann die Wiederanbindung der Alten Süderelbe durchaus auch als eine naturschutzfachliche Aufwertung verstanden werden. Wir haben entlang der Unterelbe nur noch sehr wenige tidebeeinflusste Lebensräume, weshalb es ebenfalls eine grundsätzlich wichtige Aufgabe ist, eben diese Lebensräume zu schaffen.
Ich bin mir dessen bewusst, dass ich hiermit noch nicht alle Ihre Fragen ausreichend beantworten kann. Dafür bitte ich um Verständnis, da wir, wie beschrieben, die vielfältigen offenen Fragen weiter gründlich prüfen möchten.
Herzliche Grüße
Alske Freter